MFW-Tipps 2023

Die fünfte Jahreszeit ist da! Vom 9. bis zum 20. August wird in der Steibi, auf dem Kirchplatz, auf dem Viehmarkt, in der Kirche sowie im Albani und Krafti wieder gespielt, gesungen, gelesen, gegessen, gelauscht, getanzt. Wir haben uns in den letzten Wochen vorfreudig durchs Musikfestwochen-Programm gehört und euch einige Lieblinge herausgeschrieben. See you there!

TootArd (SYR)

Beim dem ersten Ton der diesjährigen Musikfestwochen wird wohl gleich die ganze Steibi tanzen: Eröffnet wird das Festival nämlich von TootArd, einem Brüderpaar aus Majdal Shams, einem Dorf auf den von Israel besetzten syrischen Golanhöhen. Ihre Musik? Disco Disco Disco! Dazu orientalische Harmonien auf Synthies und Gitarren, die gleichzeitig an die 1980er-Jahre erinnern, was überraschenderweise perfekt zusammenpasst. Klar ist: Diese Musik reisst dich sofort mit, bringt deine Beine zum Tanzen und deinen Kopf zum Träumen von fernen Orten – ein perfekter Festivalauftakt eben!

Steinberggasse – Mittwoch, 9. August, 18:30 Uhr

Text: Laura Serra

Dur-Dur Band Int. (SOM)

Mogadischu in den 1980er-Jahren, im «Heyday der somalischen Disco-Musik». Die Disco-Soul-Funk-Band Dur-Dur spielt sich durchs Land und über die Landesgrenzen hinaus. Doch nur wenige Jahre später muss die Band das Musikspielen aufgeben und ins Exil fliehen. Nun haben einige verbliebene Musiker*innen wieder zusammengefunden – und lassen die Welt an ihren Reggae-Dhaanto-Funk-Fusion-Sounds teilhaben. Ihre Referenzen an Afrobeats und Jazz zeugen von unbändiger Neugier und von Interesse an den verschiedensten musikalischen Genres – sowie der Lust und Offenheit, Musiken entgegen aller Grenzen und Ethnien zusammenzubringen.

Steinberggasse – Mittwoch, 9. August, 20:30 Uhr

Text: Hanna Widmer

Deki Alem (SWE)

Die schwedischen Zwillingsbrüder Deki Alem produzieren ihren Oldschool-Drum’n’Bass-Grunge-Sound mit der richtigen Mischung aus Provokation, Vorwärtstrieb und Entspanntheit – alles in allem klingt er ungefähr so, als hätte jemand die Zeit auf «Walkman-Ära» zurückgedreht. Die Lyrics transportieren in ihrer Fragmentiertheit eine ganz eigene Art von Poesie. Und es lohnt sich durchaus, ihre fluoreszierend-faszinierenden Multicolor-Videos anzuschauen. Noch findet man nicht viel mehr als ihre Musik im Internet, aber nach zahlreichen aufgeladenen Liveshows und einem intensiven Festivalsommer 2023 wird sich das wohl definitiv bald ändern.

Steinberggasse – Donnerstag, 10. August, 20:00 Uhr

Text: Hanna Widmer

Ginny Loon (CH)

«If these walls could talk», was würden sie uns erzählen? Geschichten von Liebe und Schmerz, von Selbstzweifeln und vom Mut, diese zu überwinden. Ginny Loons Musik verwebt schwelgende Sanftmut mit poetischen Texten. Gerade in der Verletzlichkeit, die sie darin offenlegt, liegt die Wirkungskraft ihrer Songs. Ihre helle, zarte und zugleich kraftvolle Stimme übertönt die Monotonie des Alltags mit melancholischen Melodien. Sanfter Pop vermischt sich mit Coutry-Flair, wenn die Winterthurerin mit ihrer Gitarre auf der Bühne steht oder die Strassen hier und in ihrer zweiten Wahlheimat London bespielt. Anfang dieses Jahres hat sie nach einigen Singles ihre erste EP veröffentlicht.

Steinberggasse – Freitag 11. August, 18:30 Uhr

Text: Belinda Lamatsch

Prince Jelleh (CH)

Die Herren aus Winterthur machen immer noch Indie-Folk, immer noch Singer-Songwriter aber mit bizzeli mehr Synthies und so auchnoch bizzeli mehr Pop als bis anhin. Und dann sind da die Songetexte – gewohnt melancholisch und mehrdeutig streifen sie Themen wie schwierige (scheinbar ungesunde) zwischenmenschliche Beziehungen, das Verlangen nach Neuem, sowie Ansprüche und Erwartungenans Gegenüber und die grosse Frage, was aus der Zukunft wird.

Steinberggasse – Freitag, 11. August, 19:45 Uhr
Text: Livia Kozma

ECHT! (BE)

Wer gerne eine heitere Clubnacht unter freiem Himmel in der Altstadt geniessen möchte, ist hier genau richtig. Echt? – ECHT! Die Brüsseler Band präsentiert einen spielerisch-sphärisch, treibenden Sound mit nahtlosen Übergängen und vielen überraschenden Elementen, die sich aus dem Flow mutig und stolz herausschälen. Irgendwo zwischen Electronic und experimentellem Jazz finden sich Amuse-Bouches aus Hip-Hop, Psychedelic und Trap auf dem Teller. Der Sound wandelt sich stetig, scheint aber unvergänglich-kontinuierlich weiter und weiter fliessend. Das klingt doch nach einem tief-spirituellen Erlebnis in der Altstadt, welches das Leben für immer verändern könnte …

Kirchplatz – Freitag, 11. August, 20:30 Uhr

Text: Andrea Frei

EKK (CH)

Auch wenn ich hier offiziell zugeben möchte, dass ich Pastinaken für ein ziemlich überschätztes Winter-Wurzelgemüse halte, möchte ich die Band EKK an dieser Stelle doch wärmstens empfehlen. Und dass, obwohl sie gerne über diese minderwertigen Rüben singen. Die fünf Herren von EKK scheuen sich allgemein weder vor polarisierenden, heiklen Themen noch vor halsbrecherischen, dadaistischen Reimen – und schon gar nicht vom sich anbahnenden Fame. Dennoch kennt man sie erst in Insider-Kreisen und Pastinaken-Sekten, aber 15 Minuten auf der Startrampe werden diesen fünf Musikern ausreichen, um die Steibi und ganz Winti für sich zu gewinnen!

Startrampe – Freitag, 11. August, 20:30 Uhr

Text: Alessandra Willi

Megaton Sword (CH)

Die Invasion des Phantasiereichs Niralet geht in die dritte Runde: Nach einer EP und einem Debütalbum berichten uns die fünf Krieger von Megaton Sword auf dem Album «Might & Power» von neuen epischen Erlebnissen und finsteren Machenschaften. Auf ihren Abenteuern haben sie jede Menge neue Kulturen kennengelernt und überraschen uns jetzt in voller Absicht mit Klavier, Blast Beats und 80er-Jahre-Flangergitarren. Grosse Heavy-Metal-Songs mit Knalleffekten, Paukenschlägen und einem beeindruckenden Uzzy Unchained, der in feierlicher Erzähllaune singt. Der tautologische Albumtitel beweist das feine Gespür für das Gleichgewicht von knallharten Riffs und Humor. Ein Album wie ein Fantasyroman mit Klasse. 

Steinberggasse – Freitag, 11. August, 22:45 Uhr

Text: Omar Fra

.N3<øMΔ†Δ. (CH)

Das säuselnd gesungene «Miau-Miau» im Intro von N3<øMΔ†Δ.s Album .†.☾. beschwört Unheil. Erinnert an die Kinderlieder aus Horrorfilmen wie Nightmare on Elm Street, Rosemaries Baby, Amnityville Horror und Friedhof der Kuscheltiere. Auch die dominanten Themen der Texte (Traum, Zeitflucht, Megalomanie, auf Fiktion reduzierte Simulacra-Welt) decken sich mit dem dunkelromantischen Leitthema dieser Filme: dem Realitätsverlust. Abgesehen vom Intro aber liegt der Sound fern der Horrorklassiker des letzten Jahrhunderts: «Witchhouse» hat sich das Winterthurer Duo auf die Fahne geschrieben. Seit 2010 nistet sich dieses Genre in den obskuren Nischen des Internets ein – zwischen Leetspeak, Creepypasta, Verschwörungsparanoia und okkulten Pop-Song-Remixes. Mit .†.☾. ist seine pelzige Brut in der Eulachstadt geschlüpft.

Albani – Freitag, 11. August, 23:55 Uhr

Text: Mino Okim

Mary Middlefield (CH)

«So maybe I have to sell my voice / Or cut off all my hair / To take one step closer to you» singt Mary Middlefield in «This One’s for You», der dritten Single ihres Debüts «Thank you Alexander». Die junge Lausannerin verarbeitet auf der Platte die Trennung von ihrem Exfreund – und bleibt dabei zwar schon ab und zu in der Vergangenheit hängen, schaut aber auch nach vorne: Was kommt, kann nur besser werden. Eingängige Gitarrenriffs, treibende Drums, dezente Synthieklänge und Marys teils fragile, teils kräftige Stimme, die sich textlich durch einen Pool an Kindheitserinnerungen, Liebeskummer und Gefühle hangelt.

Steinberggasse – Samstag, 12. August, 18:30 Uhr

Text: Hanna Widmer

  

Lime Garden (UK)

Experimentell, genrefreudig, Lime Garden. Die Band aus Brighton vertreibt mit ihrem vielseitigen Sound jegliche Art schlechter Sommerlochlaune. Mal entspannt, mal frech und mal freudig. Der Lo-Fi-Sound ist so lässig-locker, dass man das Gefühl hat, die vier Engländerinnen seien früher sicherlich die coolen, artsy Underdogs in ihrer Schulzeit gewesen. Die eingängigen Melodien animieren zu Schweissperlen auf der Stirn und veranlassen sogar den kleinen Zeh zu einem rhythmischen, unbeholfenen Gewackel. Auf keinen Fall verpassen!

Steinberggasse  – Samstag, 12. August, 19:45 Uhr

Text: Andrea Frei

 

 

Fish on the Mountain (CH)

Mit Gitarre, Geige, Banjo und sphärischem Harmonium schaffen die Musiker*innen von Fish on the Mountain den Klangteppich für ihre ungeschliffen harmonisierenden Stimmen. «The First Mind» ist die erste EP der Band aus Züri und Winti. Die Mischung von Folk und Country Blues klingt mal leicht, mal sanft-melancholisch und transportiert mich weit weg. Erinnerungsfetzen flackern auf wie um ein loderndes Lagerfeuer versammelte Gesichter; mal hell erleuchtet, dann wieder im Schatten verschwindend … tanzende Gestalten am Toggenburger Irish Open Air, Livemusik im Dubliner Pub, dieser Abend in einem schummrigen Juke Joint irgendwo in Mississippi, wo der Delta-Blues geboren ist. Ich will nach den Erinnerungen greifen, sie festhalten – oder grad aufbrechen und neue schaffen!

Roulotte auf dem Viehmarkt – Samstag, 12. August, 20:15 Uhr

Text: Sabina Diethelm

Anspieltipp: Hollow Tree

Max Berend & Tabula Musica Orchestra (CH)

Einen Zugang zu Musik haben wohl die allermeisten Menschen. Doch nebst einem emotionalen Zugang darf man nicht unterschätzen, dass Musik und Konzerte allzu oft immer noch nur für able-bodied Menschen gemacht werden – sowohl auf produktiver wie auch auf rezipierender Seite. Der Bündner Singer-Songwriter Max Berend steht – nach einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema Inklusion - an den Musikfestwochen gemeinsam mit dem Tabula Musica Orchestra auf der Bühne, einem Orchester aus Musiker*innen mit und ohne Behinderungen. Um auch nichthörenden Menschen einen Zugang zu ermöglichen, verdolmetscht der Verein MUX das Konzert live.

Kirchplatz – Sonntag, 13. August, 15:00 Uhr

Text: Hanna Widmer

 

 

Jalen Ngonda (US)

Jalen Ngondas Auseinandersetzung mit Musik habe begonnen, als er als kleiner Junge die Plattensammlung seines Vaters entdeckte. Seine eigene Musik, sagt er heute, sei Soul und R&B, zwischen die er irgendwie noch die Beach Boys und die Beatles hineinquetschen versuche. Von Quetschen hört man wenig, eher gleiten Jalen Ngondas Sounds smooth durch die Boxen: Bluesige Arrangements, durch die er seine Zuhörer*innen mit sanft-souliger Stimme trägt. Zwischendurch bricht es aus ihm heraus, er lässt seine Songs jedoch schnell wieder erden. Dezent plazierter Begleitgesang, Saxophonsoli und präzise eingesetzte Perkussionselemente bezeugen eine intensive Beschäftigung mit Musik.

Steinberggasse – Sonntag, 13. August, 20:30 Uhr

Text: Hanna Widmer

 

Jule Weber (DE)

Was ich hier eigentlich und als Erstes sagen möchte, ist: Gönd go d’Jule Weber losä – gopf!

Für die, die das noch nicht überzeugt hat (Buuh!), voilà: Die Texte von Jule Weber sind bitterzart. Sie berühren, sind schonungslos ehrlich und vermögen es zugleich, von innen zu wärmen. Jule Weber spricht von flüchtigen Begegnungen, tiefgründigen Beziehungen, von gesellschaftlichen Strukturen und Problemen, scheut sich dabei nie, Gefühle zu zeigen und diese mit Sprache präzise und liebevoll auszudrücken.

Ich empfehle: Eine*n gute*n Freund*in und ein Päckli Nastüchli mitnehmen und dann ab in den schönen Innenhof der Stadtbibliothek, um der samtigen Stimme dieser Autorin zu lauschen.

Stadtbibliothek – Montag, 14. August, 18:00 Uhr

Text: Alessandra Willi

Anna B Savage (UK)

Da steht man also im gleichen Raum wie die Künstlerin. Seite an Seite. Rücken an Rücken. Oder von Angesicht zu Angesicht. So fühlt es sich zumindest an. Eine Stimme, die tief aus dem Inneren kommt und aufs Innerste zielt. Dunkel, aber irgendwie auch fröhlich, fast verschmitzt. Die Komposition steht im Mittelpunkt dieses Albums, kein Raum, bloss keine Verschwendung auf Experimente. Mitunter reduziert bis auf die Knochen und dennoch voller Ideen und eine Füllerei an Intensität. Eine grosse Songwriterin mit grossen Songs. Klingt nach Anna Calvi, Adrianne Lenker, Leonard Cohen.

Stadtkirche – Montag, 14. August, 19:45 Uhr

Text: Matthias Schlemmermeyer

 

 

∑tella (GR)

Sommerlich süsses Knistern in der Luft, lachende Gesichter, tänzelnde Füsse und klatschende Hände. So stelle ich mir das Konzert von ∑tella auf dem Kirchenplatz vor. Ihr neues Album «Up and Away» entfaltet eine nostalgische Atmosphäre, die unsere Sinne in die Richtung ihrer Heimat Griechenland treiben lässt. In ihrer Stimme hallen Träume eines tiefen, fernen Mittagsschlafs nach. Inspiriert sei ∑tella von griechischen Folk-Pop Künstler*innen der 1960er- und 1970er-Jahre. Der Synth-Pop balzt in ihren Songs mit folk-inspirierten Elementen, die Tradition und Popkultur spielerisch verbinden. Wer diesen Sommer nicht verreist, kann sich also an diesem Konzert eine reichliche Portion Ferien abholen und vielleicht sogar die eine oder andere Meerbrise riechen …

Kirchplatz – Montag, 14. August, 20:30 Uhr

Text: Andrea Frei

 

 

Leoni Leoni (CH)

Leoni Leoni’s Musik tönt für mich oft so, wie sich eine warme Decke an einem regnerischen und terminfreien Morgen anfühlt. Die Berner Musikerin hat in den letzten drei Jahren ganze vier Alben als kleine Tape-Auflagen veröffentlicht. Eine Auswahl von Songs aus dieser Diskographie wurde vor ein paar Wochen als eine Art Best-Of auf dem Plattenladen-Label Bongo Joe veröffentlicht. Die vierzehn Stücke sind gespickt mit verspielten Synthesizern und wabern oft gemütlich, manchmal auch verwirrt hektisch vor sich hin, so als hätte sich das Tape der Kassette ein wenig verheddert. Während sich die Songs trotzdem immer wieder irgendwie finden, bieten die warmen, sphärischeren Parts genügend Tiefgang, um sich selbst ein bisschen darin zu verlieren.

Gewerbemuseum – Dienstag, 15. August, 11:45 Uhr

Text: Tobias Rüetschi

 

Obliecht (CH)

Ich bin ja bizzli überengeheit, als ich von diesem fulminanten Trio erfahren habe. Anuk Schmelcher an den Drums, Donat Kaufmann am Gesang, Bass und Synth und Elias Menzi am Hackbrett – es Troimli. Und zum Träumen und Schwelgen laden die zarten und verspielten Mundartsongs von Obliecht auch ein. Gemeinsam verbinden sie unterschiedliche Klangfarben, brechen sie und bringen so Licht in die Räume, die sie bespielen.

15 Minuten sind zwar kurz, aber nicht zu kurz für die Musik von Obliecht, die mit Lichtgeschwindigkeit ganz viele Steibi-Herzli fluten wird.

Startrampe – Dienstag, 15. August, 19:45 Uhr

Text: Alessandra Willi

 

Die Bank (CH)

Was geschieht, wenn sich zwei treffen und die eine vergessen und die andere erinnern will? Zwei Frauen begegnen sich auf einer gelben Parkbank. Auf den ersten Blick scheint dieser Treffpunkt das Einzige zu sein, was sie verbindet. Ruth möchte vergessen und abschliessen, Meret erinnern und suchen. In poetischer und fragmentarischer Sprache kommen sich die beiden immer wieder nahe und berühren sich mal sanft, mal rau. Die Theatermusikerin Anna Trauffer begleitet dieses Spiel von Nähe und Distanz mit ihrem Kontrabass. Und das Publikum übrigens hört ganz intim per Kopfhörer mit.

Roulotte auf dem Viehmarkt – Dienstag, 15. August, 20:15 Uhr

Text: Alessandra Willi

 

Barrio Colette (CH)

Das Genfer Trio beglückte uns letztes Jahr am frühen Sonntagabend auf der Steibibühne, dieses Jahr wird es zu später Stunde im Albani wohl etwas enger. Einmal mehr also französische Melancholie und vor allem auch Nostalgie, wenn man dazwischen Françoise Hardy oder Brigitte Bardot heraushört, während der 60ies-Groove uns immer wieder zum Tanzen bringt. Spätestens bei «pleurer en public» kriegt die Musik ausserdem eine bittersüsse Note: «j’ai fait semblant de rire un peu et j’ai pleuré beaucoup». Alles in allem verspricht dieses Konzert eine Zeitreise in französische Schwarzweissfilme, in denen Zigaretten noch mit langen Haltern geraucht wurden.

Albani – Dienstag, 15. August, 22:00 Uhr

Text: Laura Serra

 

Say She She (US)

Das MFW Büro meint, Say She She seien vielleicht the next big thing. Ich meine, sie sind mindestens der Soundtrack vom Sommer 2023. Die feminstische Künstler*innengruppe aus Brooklyn positioniert sich politisch immer wieder klar mittels ihrer Musik – zum Beispiel wenn die Abtreibungsgesetze in den USA verschärft werden. Nachdem sie diesen Sommer unter anderem am Glastonbury gespielt haben, spielen sie ihr erstes Schweizer Konzert hier auf dem Kirchplatz. Freuen dürft ihr euch auf eine sehr tanzbare Mischung aus Soul und R’n’B mit Disco-Einschlag, die aber immer wieder verträumt daherkommt, so dass er eben perfekt in den Sommer passt.

Kirchplatz – Mittwoch 16. August, 20:30 Uhr

Text: Laura Serra

 

Soldat Hans (CH)

Anthaupt, so verrät mir das Internet, ist eine alte Mundartbezeichnung für die beiden Enden eines Ackers – da, wo der Pflug gewendet wird. Ein Begriff, mit dem sich auch eine Analogie für das neue Album von Soldat Hans aus Winterthur zeichnen lässt: So pflügt sich die Band musikalisch durch eine dichte Masse an Sounds, oft schwerfällig und langsam, aber sehr stetig. Dazwischen immer wieder diese Pole, die sich besser einer emotionalen Ebene beschreiben lassen: Auf der einen Seite Tristesse, Schwermut, Desillusionierung, auf der anderen Erlösung, Euphorie, Ekstase.

Steinberggasse – Donnerstag, 17. August, 18:30 Uhr

Text: Matthias Menzi

 

Biig Piig (UK)

Im Jahr 2023 Anfang 20 zu sein ist eine interessante Experience. Man schwankt von existenzieller Ungewissheit zu Euphorie, und das manchmal innert kürzester Zeit. Und diese Erfahrungen sind auch spürbar in Biig Piigs erstem Album «Bubblegum». Die 23-jährige Irin verarbeitet darauf grosse Veränderungen auf eine kaugummifarbige Art und Weise, mit poppigen Beats und Synthies, die Stillsitzen unmöglich machen. «Bubblegum» klingt richtig schwärmerisch. Es lädt dazu ein, das Leben durch die rosarote Brille zu betrachten, an einem neuen Ort die eigene Person neu zu erfinden, mit sich selbst allein zu sein – nur um im nächsten Augenblick die Welt umarmen zu wollen und neue Bekanntschaften zu zelebrieren. Seid ihr ready zum Tanzen?

Steinberggasse – Freitag, 18. August, 19:30 Uhr

Text: Jule Ertl

 

FKJ (FRA)

Das Flagship des New French House wird French Kiwi Juice, kurz FKJ, genannt. Der Pariser Musiker, der als Soundtechniker im Kino angefangen hat, ist sich (fast) keinem Genre zu schade und breitet sein musikalisches Spektrum mit jedem Album noch weiter aus. Ohne Berührungsängste kollaboriert er auch mal mit Toro Y Moi oder Santana. Seine Looping Station ist stets mit dabei, seine funkigen Basslines und experimentell-farbigen Syntie-Sounds ebenfalls – zudem spielt er Piano, Saxophon, Bass und Gitarre. Der Multiinstrumentalist taucht ein in seine eigene Welt – und nimmt die Hörer*innen dabei ohne viel Worte mit.

Steinberggasse – Freitag, 18. August, 20:45 Uhr

Text: Hanna Widmer

Uche Yara (AT)
Uche Yara’s Präsenz, ihre bassige Stimme und E-Gitarrensound verzaubern ab der ersten Sekunde. Das erste Mal sah ich die Mal-Wiener-inzwischen-Berliner Künstlerin im Kaufleuten im Frühjahr 2022. Seitdem lässt mich ihre Musik – eine bunte Mischung aus Pop, Tango, Psychedelic Rock und R&B – nicht mehr los. Von Liedern, die Seelenbalsam spenden und Liebe offenbaren zu Tango-Sounds zum «Hüften-dazu-shaken» bietet die 20-Jährige eine verspielte und imponierende Palette an Klangbildern. Wäre ich Wahrsagerin, würde ich hierzu sagen: Dieser Auftritt geht nicht nur in das Herz des Publikums, sondern auch in die Winterthurer Geschichte ein!

Steinberggasse – Samstag, 19. August, 18:45 Uhr

Text: Madeleine Kulle

 

Bilderbuch (AT)
«Finde es klasse, dass Maurice seine kryptischen Texte beibehält» heisst es in einem Youtube-Kommentar zum im Juni 2023 veröffentlichten Musikvideo «Softpower». Beim Lesen dachte ich mir, dass ich trotzdem meine nachzuvollziehen, was Bilderbuch-Sänger Maurice Ernst mit Lyrics wie «Du baust dir mauern but i’ve got softpower»  ausdrücken möchte: Nämlich, dass «softpowers» wie Liebe und Vulnerabilität stärker sind als Gewalt und «Mauern bauen». Wenn solche Überlegungen einsickern, schöpfe ich Vertrauen. So schafft es die österreichische Band mit ihrer Musik, Worten und augenzwinkernden Details immer wieder, dass ich mich ins Leben verliebe.

Steinberggasse – Samstag, 19. August, 22:15 Uhr
Text: Madeleine Kulle

 

Gretel Hänlyn (UK)

Punkige Gitarrenriffs wechseln sich ab mit zaghaft gedrückten Keys – fast fühlt man sich beim Zuhören zurückversetzt in die 1990er-Jahre, als Nirvana in Endlosschlaufe durch die Kopfhörer rauschte. Doch sobald Gretel Hänlyns Stimme einsetzt, öffnet sich die Tür zu völlig neuen Sphären: Ihre Stimme begibt sich auf eine Reise von Nick Cave nach Avril Lavigne. Der Mood wechselt zwischen der Samstagnachmittag-Jamsession in der elterlichen Garage mit abgewetzten Secondhandsofas und der well-curated Underground-Show auf dem verlassenen Fabrikgelände. Gretel Hänlyn klingt, als würde es sie nicht kümmern, was bei ihren experimentierfreudigen Stilmischversuchen rauskommt – was ihren Sound bei allen Wendungen so unglaublich entspannt macht.

Steinberggasse – Sonntag, 20. August, 16:45 Uhr

Text: Hanna Widmer

  

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