Unvermittelte Zeitsprünge, überbordende Lebensfreude von bunt zusammengewürfelten Gemeinschaften oder das Festhalten verschwindender Lebensweisen – schon ist man mittendrin in Rohrwachers magischem Realismus. In «La chimera», dem bereits dritten Werk in Folge, das im Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes vertreten war, entwickelt Rohrwacher eine Geschichte rund um eine Gruppe Tombaroli, der italienische Ausdruck für Grabräuber. Schauplatz ist das ehemalige Etrurien im Norden der Appenninhalbinsel, Anfang der 1980er Jahre. Arthur, ein Brite von mürrischem und verträumtem Gemüt, raubt mit seinen Freund*innen Schätze aus etruskischen Gräbern. Mittels einer Wünschelrute findet er unterirdische Grabkammern, in denen die Etrusker einst ihre Toten bestattet haben. Doch eigentlich sucht er auch nach dem mythischen Tor in die Unterwelt, um seine verflossene Liebe Beniamina, die Tochter der eleganten Gräfin Flora (Isabelle Rossellini), wiederzufinden. Das altgriechische Wort «Chimera» bezeichnet ein mythologisches Mischwesen, steht aber auch für Illusion. Alice Rohrwacher entführt das Publikum auf eine Reise in die Vergangenheit Italiens, die bis in die Gegenwart wirkt. Mit wundersam entrückten Bildern und Figuren, die durch die Zeit zu geistern scheinen.
Ab Mitte Oktober 2023 im Kino Cameo.
Liliane Hollinger ist Programmmacherin im Kino Cameo.
La Chimera (CH, FR, DE 2023)
Wer «Lazzaro Felice» oder «Le meraviglie» kennt, der weiss um die eigenwillige Filmsprache von Alice Rohrwacher.

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