Der 84-jährige Regie-Veteran Jerzy Skolimowski liess sich für «EO» von Robert Bressons französischem Meisterwerk «Au hasard Balthazar» von 1966 inspirieren. Herausgekommen ist ein surreales Abenteuer, das keine stringente Geschichte erzählt, sondern durch seine grossartigen Bilder, Farben und Gedanken über das Leben spricht. «Dieser Film wurde aus Liebe zur Natur gedreht. Das Wohlergehen der Tiere am Set war unsere oberste Priorität», heisst es in einem Zwischentitel. Das ist gut zu wissen, denn in der Welt, durch die EO reist, kommt es immer wieder zu gewalttätigen Begegnungen mit bestialischen Menschen. Doch es gibt auch Momente herzzerreissender Zärtlichkeit, wenn EO beispielsweise in einer jungen Zirkusfrau Liebe und Hingabe weckt. Alles gefiltert durch die traurigen Augen eines Tieres, in dessen Blick wir uns selbst sehen können. Kameramann Michal Dymek verleiht diesen Sequenzen einen Hauch von verträumter, poetischer Magie. Demgegenüber stehen blutrot-alptraumhafte Momente und ein bizarrer Cameo von Isabelle Huppert. Die bisweilen experimentelle Filmmusik von Paweł Mykietyn unterstreicht die wechselnden Töne dieser Vision, die bodenständig und zugleich nicht von dieser Welt ist.
Sarah Stutte ist Programmmacherin im Kino Nische.
Das Kino Nische zeigt «EO» auf dem Open Air Bäumli am 7. Juli um 21.30 Uhr.
EO (PL/IT 2022)
Ein Zirkusesel namens «EO» begibt sich in diesem seltsam-schönen polnischen Film auf eine einsame Reise durch eine Welt, in der er zugleich Menschlichkeit und Grausamkeit kennenlernt.
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