Es kann durchaus vorkommen, dass ein mordender roter Ballon Kleinkinder terrorisiert, wie es in «Billy’s Balloon» passiert. Im Kurzfilm «World of Tomorrow» legt sich Hertzfeldt mit der Zukunft an. Die vierjährige Emily wird von ihrem Klon aus der Zukunft besucht. In Hertzfeldts Dystopie wird das Bewusstsein nach dem Tod in einen Klon übertragen und dadurch ewig weitergegeben. Der Klon Emilys aus der dritten Generation entführt das Kind in die Zukunft und wandert mit ihr durch ihre Erinnerungen. Er erzählt Emily von ihrer vergangenen Liebe zu einem Mondstein und später zu einer Benzinsäule. Der Prozess des Klonens scheint nicht spurlos am Verstand vorbeizugehen. Trotz der Skurrilität verbirgt sich in diesem Road Trip durch die Zukunft eine feinfühlige Liebesgeschichte. Nebenbei geht aber auch die Menschheit unter; «and they all die horribly». Damit muss man bei Hertzfeldt rechnen. Ein Highlight ist auch das Voice-Acting. Hertzfeldt nahm seine Nichte beim Spielen und Zeichnen auf und baute das zufällige Gestammel in den Film ein. In Kombination mit der emotionslosen Rhetorik des Klons kommt es zu irrwitzigen Gesprächen.
On Demand bei vimeo unter https://vimeo.com/ondemand/worldoftomorrow
Matthias Sahli studiert Film an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK). Er hat an den Kurzfilmtagen 2015 mit dem Film «Hausarrest» den Publikumspreis gewonnen.