Jung, schön, energiegeladen – und als erfolgreiche Influencerin beruflich im heissen Scheiss gelandet. Verteufeltes Hipsterzeugs für die einen, für Sylwia ein Starleben mit Ansehen und angenehmem Lebensstandard in einer grossräumigen Wohnung in Warschau. Zumindest vordergründig. Denn was das polnische Drama «Sweat» – neben der nuancierten Darstellung von Magdalena Koleśnik – besonders ausmacht, ist die Erzählung aus Protagonistin-Perspektive, mit welcher es Regisseur Magnus von Horn dadurch gelingt zu zeigen, was es bedeutet, ein solches Leben zu leben. Als ein Stalker Sylwia vor ihrem Zuhause auflauert, beginnt ihre Traumwelt zu bröckeln. Die überraschende und brutale Wende der Stalker-Geschichte schockiert und stimmt nachdenklich. Der dokumentarisch anmutende Film wirft einen differenzierten Blick auf die Social-Media-Welt und einen Beruf, bei dem zwar per Klick in Sekundenschnelle jede Gefühlsregung Tausende von Menschen erreicht, aber nur die (schweissnasse) Glanzseite interessiert.
«Sweat» ist an diversen Festivals gezeigt worden; der vorgesehene Kinostart ist im März.
Liliane Hollinger ist Programmmacherin im Kino Cameo.