Beziehungen werden aufgebaut und beendet, Sätze werden angefangen und abgebrochen. Corona, Krieg und die Klimakatastrophe: Der Roman erzählt von einer zerrütteten und doch zutiefst poetischen Welt. Wir spüren Lukas’ Fernweh, wenn er im Livestream eines alaskischen Nationalparks fischenden Bären zusieht. Seine Ex-Frau Hannah sieht sich währenddessen mit der trügerischen Freiheit von vier Wochen Zwangsferien konfrontiert. Rosette erhält eine unerwartete Einladung in ein Luxusresort, während Alva sich in Tagebucheinträgen ihren tiefsten Ängsten stellt. Auf spielerische Weise wechselt die Erzählperspektive zwischen den verschiedenen Figuren. Auf den ersten Blick scheinen die Geschichten isoliert, doch nach und nach ergeben sich die Zusammenhänge. Banale Beobachtungen werden zu Alltagswundern, wenn Anna Stern sie mit ihrer feinen Sprache überzieht. Indem sie ihre Figuren über die Welt sinnieren lässt, wird das Erzählte spürbar: «nicht einmal vögel, denkt sie wieder, nur das wasser der springbrunnen in den teichen plätschert und die rasenmäherroboter robotern weiter, als gäbe es nichts, als gäbe es nie.»
Mit ihrer sorgfältigen Wortwahl baut die Buchpreisträgerin lebensnahe Geschichten, die an so manchen Stellen zum Innehalten und Nachdenken anregen.
«blau der wind, schwarz die nacht» umfasst 240 Seiten und wiegt 380 Gramm.
Belinda Lamatsch ist Studentin, Autorin und stets auf der Suche nach den richtigen Worten.