«Wilde, die sich hier sehen lassen». Jahrmarkt, frühe Völkerschauen und Schaustellerei

«Wilde, die sich hier sehen lassen». Jahrmarkt, frühe Völkerschauen und Schaustellerei

In den 1870er-Jahren kamen in ganz Europa Völkerschauen in Mode. Auch in der Schweiz. Auch in Winterthur.

Menschen aus anderen Kontinenten, die darin auftraten, unterhielten das Publikum und bedienten rassistische Überlegenheitsgefühle. Dass dieses Phänomen mittlerweile vielen bekannt ist, haben wir wesentlich Rea Brändle zu verdanken. Die 2019 verstorbene Historikerin und Germanistin verfasste bereits in den 1990er-Jahren das Standardwerk «Wildfremd, hautnah» zu dem Thema, 2013 wurde es neu aufgelegt. 2007 schrieb sie ein Buch über den Togolesen Nayo Bruce, der vom Völkerschauteilnehmer zum -unternehmer wurde und befragte dafür auch dessen Nachfahr*innen. Brändle nahm in ihren pionierhaften Publikationen viel von dem vorweg, was heute von den Postcolonial Studies gefordert wird. Nun erschien posthum ein weiteres, nicht beendetes Buch von Brändle, herausgegeben von ihrem Lebensgefährten. Darin vertieft sie den bislang vernachlässigten Vorläufer der Völkerschauen auf Jahrmärkten sowie die Rolle der Wissenschaft, welche die rassistische Schaulust mit einem «pädagogischen» Anstrich zu überdecken versuchte. Kern des Buches ist eine während dreissig Jahren recherchierte Liste mit rund 3’500 Völkerschauen in ganz Europa – 22 fanden in Winterthur statt.

«Wilde, die sich hier sehen lassen» umfasst 288 Seiten und wiegt 779 Gramm.

 

Miguel Garcia ist Historiker aus Winterthur.

Die Geschichten in uns
Die Geschichten in uns
Lies mal

«Dieses Buch ist der gescheiterte Versuch, erst mal kein Buch mehr zu schreiben.»

Die schönste Version
Die schönste Version
Lies mal

Jella und Yannick – Yannick und Jella. Für Jella ist es die grosse Liebe. Sie möchte Yannick gefallen und würde alles für ihn tun. Sie passt sich ihm an, verbiegt und fügt sich, sodass er glücklich…

Wünschen
Wünschen
Lies mal

In Chukwuebuka Ibehs Roman tragen die Figuren ihre Wünsche wie kostbare Schätze mit sich, während ihnen ihre tägliche Realität in Nigeria oft wenig Raum für deren Verwirklichung lässt.

Lichtspiel
Lichtspiel
Lies mal

Daniel Kehlmann erzählt in seinem historisch-fiktionalen Roman aus der Perspektive verschiedener Figuren die Geschichte des österreichischen Regisseurs G. W. Pabst, der in der Weimarer Republik als…