Frühe Pflanzung

Frühe Pflanzung

Die Sätze der Ich-Erzählerin, der Schreibenden, die ein Kind in sich wachsen lässt und zur Welt bringt: Diese Sätze sind – oft jeder einzelne für sich – ein filigranes Stück «Stoff».

Dass ich das Buch immer wieder ablegen muss, ist zum einen dieser Sprache geschuldet, zum anderen den Fragen, mit denen die «neugeborene» Mutter konfrontiert wird: «Was, Sie arbeiten schon wieder?» Und dessen Gegenteil: «Sie sind immer noch nicht wieder erwerbstätig?» Diese vielen kleinen Fragen sind so persönlich wie politisch und in ihrem Kern Varianten einer grossen Frage: Weshalb sind Eltern, insbesondere Mütter, strukturell bedingt ständig erschöpft? Eine Frage, die sich Franziska Schutzbach in ihrem 2021 erschienen Buch stellt; eine Frage, die auch bei Ospelt Eingang findet. «Frühe Pflanzung» packt mich in seiner knappen wie radikalen Dringlichkeit von Form und Inhalt; es sind poetische Bilder darin zu finden, die fast immer verschiedene Ebenen aufweisen. Zum Beispiel, wenn da steht: «Ich stricke mit der Wolle meiner Grossmutter eine Decke. Ich stricke alte Muster. / Das in alte Muster gewickelte Kind?» Darauffolgend in einem neuen Abschnitt: «Ich kaufe meine eigene Wolle ein». Weil wir als Gesellschaft fortwährend darüber sprechen müssen, wer «wir» sein wollen, wohin wir uns entwickeln – als Individuum in seiner Freiheit, das diese jedoch nur leben kann, wenn es allen gut geht – empfehle ich diesen schmalen Band als Kostbarkeit in die Hand von, ja, von uns allen.

«Frühe Pflanzung» umfasst 91 Seiten und wiegt 165 Gramm.

 

Ruth Loosli bewegt sich gerne mit Stift und Papier (oft Notizen-App) in der Stadt. Wach, politisch denkend, gerne am Rand.

Die Geschichten in uns
Die Geschichten in uns
Lies mal

«Dieses Buch ist der gescheiterte Versuch, erst mal kein Buch mehr zu schreiben.»

Die schönste Version
Die schönste Version
Lies mal

Jella und Yannick – Yannick und Jella. Für Jella ist es die grosse Liebe. Sie möchte Yannick gefallen und würde alles für ihn tun. Sie passt sich ihm an, verbiegt und fügt sich, sodass er glücklich…

Wünschen
Wünschen
Lies mal

In Chukwuebuka Ibehs Roman tragen die Figuren ihre Wünsche wie kostbare Schätze mit sich, während ihnen ihre tägliche Realität in Nigeria oft wenig Raum für deren Verwirklichung lässt.

Lichtspiel
Lichtspiel
Lies mal

Daniel Kehlmann erzählt in seinem historisch-fiktionalen Roman aus der Perspektive verschiedener Figuren die Geschichte des österreichischen Regisseurs G. W. Pabst, der in der Weimarer Republik als…