Ein aufregendes Denkereignis, das mit allen Wassern des Kulturjournalismus gewaschen ist. Ijoma Mangold, Feuilleton-Redakteur der Zeit, entführt die Leser*innen in gewohnt kulturbeflissener Manier in das vermeintlich dreckige Thema des Geldes. Der Titel des Buches ist auf eine Film-Anekdote zurückzuführen: Neo muss sich in der «Matrix» bekanntlich zwischen der roten und der blauen Pille entscheiden. Wer dem Bitcoin anhängt, hat – entsprechend der Farbe des Bitcoin-Logos – die orange Pille eingeworfen. In Mangolds Buch erfahren die Leser*innen äusserst Interessantes zur Geschichte des Geldes, locker erzählt und stets mit der passenden Anekdote angereichert. Dass die gesellschaftliche Relevanz der Beschäftigung mit Bitcoin immer wieder aufgezeigt wird, gehört zur Stärke des Buches. Manchmal geht es etwas herausfordender zu und her, etwa bei der Idee, die hinter dem Bitcoin steckt und vom Bitcoin-Erfinder Satoshi Nakamoto selbst entwickelt wurde – und die durchaus bestechend wirkt. Jedoch wird selbst dies eingebettet und luzide erklärt. So gelingt es Mangold, seine Begeisterung für die dezentrale Schöpfung von Geld und dessen kryptografischen Hintergrund an die Leser*innen weiterzugeben. Und wer am Schluss der Lektüre nicht die orange Pille wählt, wird trotzdem ein intellektuelles Vergnügen genossen haben: Mangold beim Denken zuzuschauen ist ebenso informativ wie unterhaltsam.
«Die orange Pille» umfasst 256 Seiten und wiegt 384 Gramm.
Claudio Notz ist Co-Präsident der Literarischen Vereinigung Winterthur.