Science Fiction ist ein gefährliches Terrain für Metaphern. In ihr darf die Welt ihre Begriffe bedeuten. Nur hier kann «Ihre Welt explodierte» mehr heissen als eine psychologisch aufgebauschte Befindlichkeit. Wenn in diesem «Roman über die Arbeit im 22. Jahrhundert» die Besatzung eines Raumschiffs von ihren Vorgesetzten verhört wird, so ist daran nichts Allegorisches. Die fragmentarisch aufgezeichneten «Zeugenaussagen», in denen sie berichtet, wie sie mit fremdartigen Objekten in Kontakt gekommen ist, erscheinen zwar rätselhaft, aber sie verheimlichen nicht. Die «Gegenstände» haben Gerüche, sie erzeugen unter der Besatzung den Drang, sie kaputt zu machen, in den Mund zu nehmen, auszutragen wie ein Ei. Und das heisst wahrscheinlich: Die Besatzung nahm sie wirklich in den Mund, ging mit ihnen schwanger und trug sie wirklich aus, während sie im Raumschiff arbeiten sollte. Sie gab den Gegenständen Namen: das «Geschenk», den «umgekehrten Strap-On» oder die «halbnackte Bohne». Und weil nicht klar ist, was eine Beschreibung und was ein Name ist, versperrt sich diese Sprache des 22. Jahrhunderts und droht jederzeit von Metapher in Gemeintsein umzukippen: in eine halbnackte Bohne, einen umgekehrten Strap-On oder ein Geschenk. Damit aber eröffnet der Roman ein wirkliches 22. Jahrhundert: eine Welt, die nicht für uns gemeint ist.
«Die Angestellten» umfasst 143 Seiten und wiegt 190 Gramm.
Cédric Weidmann ist Redakteur bei delirium – Zeitschrift gegen Literatur.