Sogleich hallte es leise, aber bestimmt in meinen Gedanken: «‹ich öffne mich› // wispert etwas nahe / da steht ein rapsfeld und es spricht / wendet sich sanft und leise an dich». Zeilen, die mir bei blühenden Rapsfeldern immer in den Sinn kommen, seit ich sie in Julia Toggenburgers «Tagebuch des Gelbversengten» (Coucou N°95) gelesen habe; Zeilen, die nun auch im Debüt-Gedichtband der Winterthurerin wiederzufinden sind, eingebettet in eines der Langgedichte, in denen beobachtet und gelauscht, gesucht und gegraben, aufge- und zer-wühlt wird. Jenseits des Rapses und der Felder gibt es im Buch die Bäume, die Krähen, den Marterpfahl, die Zeit, die Stadt, die sich in sich selbst verflechtet. In der Summe der Gedichte wird erkenntlich: Hier findet eine tiefe Suche, eine Aufwühlung, eine Aus-ein-ander-setzung mit der eigenen Umgebung statt. Und wie es der Titel «Nebelgrenze» andeutet, beschäftigt sich das Werk mit den Momenten des Übergangs, seien diese abrupt und offensichtlich oder derart langsam und schleichend, dass sie kaum bemerkt werden würden – hätte sich da nicht wer hinausgewagt, ausgeharrt und darüber geschrieben.
«Nebelgrenze» umfasst 96 Seiten und wiegt 232 Gramm.
Aleks Sekanić ist Redakteurin beim Coucou und macht einmal im Monat Radio mit Maheli Rüfenacht und Julia Toggenburger.