Der Technikumkiosk

Der Technikumkiosk

In der Kulinarium-Rubrik Goûtgoût stöbert Colin Kofmel diesmal durch Zeitschriften, Lösli … und Pasta!

Leicht zu übersehen, und doch ein delikates Stück im Buffet der Winterthurer Altstadt, der Technikumkiosk. Er befindet sich in bester Gesellschaft, wird flankiert von einer italienisch-französischen Brasserie sowie einer gemütlichen Imbissbude, und direkt vor seiner Eingangstüre liegt der Zebrastreifen ausgerollt, feierlich und einladend wie ein gelber Teppich. Im Ladeninneren begrüsst ein langer hölzerner Kassentresen die Besucher*innen. Der Lack abgenutzt. Unzählige Bargeldtransaktionen – Stimorol TIPTIPTIP, Parisienne TIPTIPTIP, Coucou TIPTIPTIP – haben sich ihm eingeschrieben. Im hinteren Teil erstreckt sich ein weiter Wohnraum, der dem Kiosk eine persönliche Note gibt. Die bescheidene Küche dort ist ausgestattet mit gusseisernen Elektrokochplatten, glänzendem Chromstahlbrünneli, weissen Einbauschränken und einem bescheidenem Kaffeevollautomaten. Alte Bistrobugholzstühle und ein kleiner Tisch schaffen eine gemütliche Atmosphäre. Der grau-schwarz karierte Teppichboden rundet das heimelige Ambiente ab. Es kann passieren, dass neue Gäste beim Eintreten leicht erschrecken – «Habe ich mich in der Türe geirrt?» Ihnen mag kurz sein, als stünden sie in einem Wohnhaus, nur mit besonders gut gefüllten Vorratsschränken.
Zwischen diesen trifft man auf Ivo, der den Familienkiosk betreibt. Das Geschäft der Familie Giovanni gibt es seit bald 20 Jahren und hat sieben Tage die Woche offen. Neben den üblichen Kioskangeboten wie gekühlten Getränken, Kaffee, Bier, Wein, Glace, Süsswaren, Tabak und mehr (so steht es an der Eingangssäule) findet man im Technikumkiosk noch etwas Besonderes. Ivo hat eine feine Auswahl an hochwertigen Produkten aus der Heimatgegend seiner Familie zusammengestellt, dem Süden Italiens. Erstklassige Tomatenpassata und verschiedene Nudelformen säumen die Regale. Es sei die Lieblingspasta von seinem Nonno, erklärt Ivo. Diese ist «al bronzo», das heisst, sie wurde durch eine traditionelle Bronzedüse geformt, wodurch die Sauce besonders gut an der Pasta haftet. 
Da Ivo selbst gerne bäckt, bietet er auch eine kleine Auswahl an italienischen Mehlen an. Das Mehl Caputo Doppio Zero eignet sich besonders gut für einen Pizzateig, den man nicht kneten muss. Dazu Mehl, Salz und Trockenhefe gründlich mischen. Anschliessend Wasser hinzufügen und vermengen, bis ein Teig ohne Mehlklumpen entsteht – weiteres Kneten ist nicht nötig. Den Teig in eine grosse Schüssel geben, abdecken und 20 bis 24 Stunden bei Raumtemperatur aufgehen lassen. Durch das lange und langsame Aufgehen knetet sich der Teig selbst und ein leckeres Hefearoma entsteht – (fast) ganz ohne Aufwand. Nach der Ruhezeit die Luft aus dem Teig schlagen und zu mehreren 200 Gramm schwere Teiglingen formen. Diese erneut 2 bis 3 Stunden aufgehen lassen. Dann ist der Teig bereit für eine köstliche Pizza. Wer aber sonntags spontan eine Mahlzeit sucht, dem empfehle ich einen Besuch im Technikumkiosk, um sich eine Packung Pasta al Bronzo, eine gute Sugo und eine kleine Flasche Wein zu gönnen. Denn wer will schon sonntags im generischen Losercoop im Bahnhof anstehen?

 

Zutaten für 4 Pizzas:

Mehl: Caputi Doppio Zero: 500 g

Salz: 15 g

Trockenhefe: 1 bis 4 g 

Wasser: 325 g

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