Bunte Scherbenhaufen und riesige Würfel aus gepressten PET-Flaschen türmen sich auf im Recyclinghof der Maag. Der Duft von alkoholischer Gärung liegt in der Luft und verleiht der Szenerie eine würzige Note. Der Baustellenlärm der neuen Grüze-Querung mischt sich mit dem Rattern vorbeifahrender Züge, deren Gleise sich durch die Straßen ziehen. Müde Pendler*innen überqueren die Rillen, bevor ihre Blicke auf den Perons träg umherschweifen, in den Wagons verschwinden. Im Hintergrund erhebt sich majestätisch die KVA mit ihren aufsteigenden Dampfschwaden und Abgasen. In dieser lebendigen Kulisse zaubert die Kaffeerösterei Küng eine Wohltat für die gähnenden Pendler*innen und verströmt betörende Aromen von frisch geröstetem Kaffee in die grobe Industrielandschaft.
Küng ist ein Winterthurer Familienbetrieb mit langer Tradition in Puncto Kaffee. Wer eintritt, kommt leicht ins Gespräch mit den Kaffeemeister*innen und bekommt großzügig eine Kostprobe serviert. Zwei verschiedene Bohnen gibt es zur Auswahl, um einen Teil der Geschmacksvielfalt zu erkunden. Neben einer beeindruckenden Auswahl an Röstungen, von dunkel bis hell, traditionell italienisch bis Single Origin Specialty Coffee, bietet Küng auch eine Vielzahl an Hardware. Filterpapier, Tasse, Aeropress oder hochwertige Siebträgermaschine – alles, was das nervös hämmernde Herz eines Koffeinjunkies begehrt. Wem das nicht genug ist, für den gibt es hier eine ganze besondere Zutat: Cascara. Das ist ein Teil der Kaffeekirsche, genauer die Fruchtkapsel, die die Samen umgibt. Beim Anbau fällt es als Nebenprodukt an und kann für die Bäuer*innen ein zusätzliches Einkommen bieten. Cascara enthält etwa so viel Koffein wie Kaffee selbst und hat einen fruchtigen, süssen Geschmack.
Einem selbst gemachten Vermouth verleiht es eine belebende orange-rötliche Farbe und einen kleinen Koffeinkick. Dazu alle Kräuter aus der Zutatenliste und die 30 Gramm Cascara in 250 Mililiter Wein kurz aufkochen und während 10 Minuten ziehen lassen. Danach die Stücke in einem Sieb abseihen und nochmals durch ein Blatt Küchenpapier filtern. Den Zucker im noch warmen Sud auflösen und abkühlen lassen. Nun kann der Rest vom Wein und der Vodka beigemengt werden. Et voila: Vermouth. Zwar noch nicht ganz. Damit sich die Geschmäcker verschmelzen, sollten sie noch zwei Tage im Kühlschrank ruhen.
Dieser Vermouth, alkoholisch und aromatisch wie die Düfte der Grüze, und leuchtend orange wie die Morgensonne, in der müde Pendler*innen auf ihre Züge warten, verkörpert das, wofür Küng in Winterthur steht: eine anregend leckere Wohltat!
Zutatenliste:
Menge | In [g] | Zutat |
750 ml |
| Trockener Weisswein |
1 TL | 0.4 | Wermutkraut (gibt’s als Tee in der Drogerie) |
1 | 1.7 | Zimtstange (zerbrochen) |
8 | 1.3 | Zerdrückte Kardamom kapseln |
1 | 0.5 | Sternanise |
3 | 0.2 | Nelken |
TL | 1.6 | Lavendel (gibt’s in der Rägebogedrogerie) |
|
| Zeste einer Zitrone |
1 TL | 1.5 | Kamille |
| 30 | Cascara (Koffeingehalt von ca. 5 Kaffees) |
250 ml |
| Vodka |
220 g |
| Zucker |