Prolog
Kurz vor Weihnachten kam es bei der Profimannschaft des FC Winterthurs zum Knall: Die Klubleitung entliess den bisherigen Trainer, den jungen Österreicher Ognjen Zaric, und ersetzte ihn durch den erfahrenen Uli Forte. Der 50-Jährige soll verhindern, dass der FCW – derzeit Tabellenletzter der höchsten Schweizer Fussballliga – in die zweite Liga absteigt, wo der Verein bis im Sommer 2022 jahrzehntelang «zuhause» war.
Doch nicht nur sportlich läuft es beim FC Winterthur turbulent. Auch in den Kurven und auf den Tribünen des legendären Schützenwiese-Stadions hat sich seit dem Aufstieg vor zweieinhalb Jahren einiges verändert. Fast immer ist die Schützenwiese mit 8400 Zuschauer:innen ausverkauft bei den Spielen der Männer-Profimannschaft. Das war zu Zweitligazeiten anders. Das heisst, es sind viele neue Fans dazugestossen, die auf eine etablierte und in der Schweiz einzigartige Fankultur gestossen sind. Eine Kultur, die ihre Wurzeln in der Punkkultur hat und bewusst politisch ist. «Friede. Freiheit. Fussball», so heisst der Titel der offiziellen Stadionordnung. Und weiter: «Der FC Winterthur steht aktiv ein für Respekt, Toleranz und Weltoffenheit.» Was hat der Zustrom an neuen und oft auch jungen Fans mit der traditionellen Fankultur gemacht? Verliert der FCW seine Einzigartigkeit in diesem Bereich langsam oder kann er seine Identität als besonderer Verein bewahren?
Reporter Kevin Brühlmann hat die Schützenwiese in den letzten Jahren immer mal wieder besucht und mit Fans sowie Klubverantwortlichen gesprochen. Hier zeichnet er die Entwicklung in den Kurven und auf den Tribünen in drei Episoden aus den letzten drei Saisons nach:
Februar 2023 – Die Aufstiegssaison
Ein Mann in Cargohosen steht vor einer Bar in der Nähe des Stadions Schützenwiese in Winterthur. Er erzählt, dass er mit seinem Traktor praktisch direkt hierhergefahren sei, denn sein Zuhause, ein besetztes Haus, werde in diesem Moment geräumt. Die Haare hat der Mann kurz rasiert. Nur in seinem Nacken schwingen Rastazapfen. Es ist ein Samstagmittag im Februar 2023, und am Abend spielt der FC Winterthur gegen den FC Sion.
Er müsse sich jetzt entscheiden, sagt der Mann in Cargohosen. Nach Zürich fahren, um gegen den Abriss des besetzten Hauses zu demonstrieren. Oder hier bleiben, um das Spiel zu sehen. Der Cargomann zieht an einem Joint. Ein paar Leute mit rotweissen Schals und roten Fussballtrikots ziehen vorbei Richtung Stadion. Als der Joint zu Ende geraucht ist, erklärt der Cargomann feierlich, er fahre jetzt zur Demo.
Auf der Schützenwiese ist überall der Slogan «Friede, Freiheit, Fussball» zu lesen. Ein leichter, für den Februar viel zu warmer Wind lässt Regenbogenfahnen tanzen. Im WC-Container kleben Sticker wie «Nazis boxen» oder «Love Football – Hate Racism». Als die Mannschaften das Feld betreten, ertönt wie immer «Hells Bells» von AC/DC. Wie beim FC St. Pauli, dem Hamburger Klub, der recht elegant zwischen Kommerz und Subversion balanciert. Aber Vergleiche mit St. Pauli waren schon immer etwas schief. In Winterthur sei noch niemand auf die Idee gekommen, Duschmittel mit dem Klublogo zu verkaufen, war einmal in der NZZ zu lesen.
Das Publikum begrüsst die Spieler des FC Sion freundlich, und ihr Captain, Mario Balotelli, erwidert die Freundlichkeit, indem er sich nur selten zum Rennen überwindet. Er wirkte nicht so, als habe er in letzter Zeit besonders oft trainiert; wie zu hören ist, waren ihm die Trainings zu früh angesetzt, da er stets spät zu Bett ging, wenn er denn überhaupt schlief während der Nacht.
Trotz Demonstration in Zürich ist die Bierkurve, Heimat der Winterthurer Fanszene, bis auf den letzten Platz gefüllt. Wie immer seit dem Aufstieg in die Super League im Sommer 2022. Nach dem Ende der Corona-Pandemie stiegen die Publikumszahlen wie fast überall im Schweizer Fussball stark an. Besonders die Kurven wuchsen. Etwa beim FC Zürich und der Südkurve, aber auch in St. Gallen und in Luzern. Nirgends war das Wachstum aber so krass wie in Winterthur. Zu normalen Challenge-League-Spielen kamen rund 3000 Fans. In der Aufstiegssaison waren es schon 5400. Seither gibt es nur noch höchst selten Tickets für die Schützenwiese und ihre 8400 Plätze.
Vorne in der Bierkurve stellen sich gegen Sion die Ultras auf – Dresscode: schwarze Jacke, Bluejeans, Turnschuhe. Viele sind noch nicht lange dabei und sehr jung, und nun stimmen sie das erste Lied an. Aber das Lauteste, was man an diesem Abend hört, sind die hämischen Lacher, wenn Mario Balotelli den Ball verliert.
In diesen Tagen, im Februar 2023, ist etwas Unruhe in der Fanszene aufgekommen. Die Bierkurve hatte ein Flugblatt verteilt. Darin stand sinngemäss: Politik hat im Stadion nichts verloren.
Wörtlich: «Am Match gehören Fussball und Politik getrennt. Ausserhalb des Stadions kann sich jede Person für die eigene Sache engagieren.» Was anderswo niemanden interessiert hätte, war beim FCW eine Ungeheuerlichkeit. Der Klub tritt in seiner omnipräsenten Sozialcharta für Benachteiligte ein und verurteilt Diskriminierung. Erst dank politisch aktiven Menschen wurde er zu dem Verein, der er heute ist: eine rebellische Gemeinschaft, die das Verliererimage zelebrierte, das Improvisierte, gegen Fussball als Business und doch Teil davon.
Das Flugblatt alarmierte die älteren Kurvenmitglieder. Sie sahen die Identität des Vereins in Gefahr. «Bedenklich», sagt Dominik Siegmann, als wir ihn Anfang 2024 erstmals kontaktierten. «Der FCW steht für Inklusion. Das sind die Werte, die wir Alten den Jungen beibringen müssen.» Der ehemalige SP-Gemeinderat hatte zwanzig Jahre eine Saisonkarte für die Bierkurve. Vor Kurzem wechselte er auf die Gegentribüne, die an die Bierkurve grenzt. In der Bierkurve ist es ihm zu eng geworden. Wahrscheinlich liegt das nicht nur an den vielen Leuten.
«Wir sind Opfer des Erfolgs geworden», holt Dominik Siegmann aus. «Die Szene ist enorm gewachsen, gerade die Ultraszene mit den Jungen. Auch der Idiotenkoeffizient ist gestiegen.» Auch die strengen Sicherheitsregeln in der Super League haben die wilde Mischung hinter dem Tor etwas gezähmt. Früher konnte ein Vater seine Kinder in der Sirupkurve abgeben, eine Mini-Tribüne für die Kleinen, dann neben den Hartgesottenen ein paar Gesänge mitgrölen und die zweite Halbzeit von den Steintreppen auf der Gegengerade verfolgen.
Heute ist das nicht mehr möglich. Metallgitter machen aus der Bierkurve einen geschlossenen Sektor. Dadurch hat sich auch ihr Charakter verändert. Zuvor sah man auch da und dort Schals oder Trikots von Gästeteams. Probleme gab es deswegen nie – der Austausch war im Gegenteil Teil der Szene. «Aber kürzlich gab es eine Direktive des Kurvenrats, dass du keine anderen Farben mehr in der Kurve tragen darfst», sagt Siegmann. Er stellt fest: «Fussball ist jetzt eine ernste Sache in Winterthur.» Man sei nun eine Masse, statt 100 fahren nun 2000 Fans an Auswärtsspiele. Die Kurve betreibe einen gewaltigen Aufwand, präsentierte bei jedem Heimspiel eine neue Choreo. «Ich habe das Gefühl, dass die Gesänge und die Banner unpolitischer geworden sind. Der selbstironische Ansatz ist verloren gegangen. Die Kurve ist in den Schwanzvergleich-Wettbewerb mit den anderen Ultras eingestiegen.»
Dominik Siegmann gibt sich aber versöhnlich. Sein Sohn ist Teil des harten Kerns der Bierkurve, wie auch überhaupt viele Söhne und Töchter von langjährigen Fans in der Kurve stehen. «Die Jungen gehen ihren Weg», sagt Siegmann. «Wir Alten sollten ihnen nicht im Weg stehen. Der FC Winterthur ist nach wie vor ein einzigartiger Verein.»
Februar 2024 – Zweite Saison in der Super League
Ein Jahr später, Februar 2024. Seit gut eineinhalb Saisons spielt der FCW in der Super League. Nur hauchdünn war er dem Abstieg entkommen. Aber der Ansturm ist ungebrochen. Der Verein erhöhte die Anzahl Saisonkarten um 600 auf 5100 Stück. Die zusätzlichen Tickets waren innert zwei Minuten ausverkauft. Was hat sich in der Fankurve getan seit jenem Spiel gegen Sion vor einem Jahr
Auch an diesem Sonntagmittag ist die Schützenwiese praktisch voll. Die Saison verlief bis dahin sehr erfolgreich. Heute, beim Match gegen den FC Luzern, spielt der FCW nicht gegen den Abstieg wie eigentlich die ganze vorherige Saison. Der Klub etablierte sich in der oberen Tabellenhälfte. Es ist ein heller, kühler Sonntag. Der Cargomann und sein Traktor sind nirgends zu sehen, obwohl heute keine Demo ansteht. Dafür haben die Ultras nochmals etwas Zulauf bekommen. Dennoch gehen sie fast ein wenig unter auf den Stehrängen. Am Bierstand, getrennt von ihrer Gruppe, wirken sie etwas fremd. Geduldig warten sie in der Schlange, bevor sie wieder zu ihren Kollegen eilen. Ihr Gesang und die Paukenschläge legen sich als Grundrauschen unter die Gespräche der übrigen Fans in der Kurve. Einmal stimmen sie einen alten Song an, «Oh Winti» zur Melodie von «Don’t Worry Be Happy», und das, obwohl Fussball hier ja jetzt eine ernste Sache sein soll.
Nach dem Aufstieg hatte sich in Winterthur eine Angst breitgemacht. Manche Politiker*innen befürchteten, Hooligans würden wöchentlich die Stadt verwüsten. Langjährige Stadiongänger*innen sahen die entspannte Atmosphäre im Stadion in Gefahr: dass die schiere Masse alle Eigenheiten des Klubs erdrücken würde.
«Wir waren 37 Jahre lang nicht erstklassig», erklärt Andreas Mösli. Früher Punker und Hausbesetzer, war Mösli jahrelang das Gesicht des FCW. Mit dem Aufstieg 2022 trat er als Geschäftsführer zurück und arbeitet noch als Kommunikationschef. «Als Jugendlicher willst du die Grossen spielen sehen. Also wanderten sie zum FCZ oder zu GC ab. Jetzt gibt es auf einmal Super League vor ihrer Haustür. Sie kommen an die Spiele. Sie kommen wegen des Fussballs. Sie bringen eine andere Kultur mit.»
Andreas Mösli sagt, was er immer sagt, wenn er gebeten wird, die Eigenheiten des FC Winterthur zu erklären, und er wird oft darum gebeten, von Zeitungen, Fernsehsendern und Alternativmagazinen. «Ich sage immer», sagt Mösli, «wir sind das grösste Jugendhaus der Region.»
«Die Jungen sollen und müssen Grenzen ausloten. Dabei passieren manchmal unschöne Sachen. Dass einige Jungs nun das Gefühl haben, sie müssten gegnerischen Fans auflauern und ihnen den Schal abnehmen: Dieses Herumgemackere, das gibts. Es sind aber Einzelfälle, keine Kurvenkultur.»
Wegen des Zuwachses in der Kurve hat der Klub nach dem Aufstieg in einem 60-Prozent-Pensum den Fanverantwortlichen Martin Freuler angestellt, der an Matchtagen von vier weiteren Fanarbeitern unterstützt wird. Martin Freuler beschreibt die Lage in jenem Februar 2024 so: «Die Ultrakultur ist klar stärker geworden. Und sie steht in gewissen Punkten sicher im Widerspruch zu unserer Haltung ‹Friede, Freiheit, Fussball›.» Was er damit meint, will er nicht im Detail erklären. Man muss kein Kenner der Kurve sein, um anzunehmen, dass es zum Beispiel um ein Revierverhalten geht, also um die Verteidigung des eigenen Areals durch Taggen oder Schals klauen. Es finde eine Auseinandersetzung «mit dem Thema» statt, sagt Martin Freuler und er habe den Eindruck, dass es sich bessere. Er betont: «Das geht natürlich nicht von heute auf morgen. Dahinter steckt jahrelange Arbeit.»
Früher, in der Challenge League, kam es ab und an zu Scharmützeln mit Anhängern der Erzrivalen aus Wil und Schaffhausen. In mittlerweile zweieinhalb Saisons seit dem Aufstieg ist allerdings erstaunlich wenig passiert. Im Frühjahr 2023 brachen GC-Fans einen Container auf, in dem Flaggen und Banner der Winterthurer Bierkurve lagerten. Dann verbrannten sie die Sachen bei einem Spiel. Doch die Bierkurve liess sich nicht auf die Provokation ein. Der Einbruch habe «weder etwas mit Ultra noch mit einer gesunden Rivalität zu tun», schrieb sie in einer Stellungnahme. «Solche Aktionen dürfen nicht mit Ruhm belohnt werden.»
Auch jetzt gegen Luzern auf der Stehrampe ist nichts vom befürchteten Untergang Winterthurs zu spüren. Die Ultras singen ohne Unterbruch, wie es sich für echte Ultras gehört. Dahinter halten zwei Senioren einen Schwatz, und eine Mutter drückt ihrem Sohn eine Zehnernote für einen Fackelspiess in die Hand. Die Grenzen zwischen Ernsthaftigkeit und Vergnügen sind noch immer verschwommen hier.
Und was hat sich in der Kurve selbst verändert? Anruf bei einem, der schon lange dabei ist. Er nennt sich Dr. Rorschach. Das Flugblatt von damals, in dem von einer «apolitischen Kurve» die Rede war, sei wohl Teil einer Findungsphase gewesen, sagt Dr. Rorschach. «Die Älteren bringen sich seitdem wieder stärker ein, mittlerweile funktioniert der Austausch. Das Selbstverständnis der Kurve war und ist klar: Wir tolerieren keine Nazis. Wir tolerieren keinen Rassismus. Wir tolerieren keinen Sexismus. Die jungen Capos zeigen in dieser Hinsicht eine klare Haltung.»
Mit dem Aufstieg und dem Zustrom sei die Kurve etwas unübersichtlicher geworden. Auch der Ton habe sich etwas verändert. «Wenn früher einer ein ‹Hu-Hu-Hurensohn› angestimmt hat, musste er auf jeden Fall mit einer Zurechtweisung rechnen», sagt Dr. Rorschach. Das mit dem «Hurensohn» sei ein gutes Beispiel, wie sich eine Sache von selbst einpendle. An einem Auswärtsspiel in dieser Saison hätten einige immer wieder «Hu-Hu-Hurensohn» geschrien, worüber sich viele aufgeregt hätten. «Im nächsten Spiel sagte der Capo, er wolle jetzt etwas Persönliches loswerden, er sagte, diesen Gesang finde er beschissen und man solle das doch lassen.» Dann organisierten die Jungen eine Spendenaktion. Das Geld ging ans Frauenhaus Winterthur.
Prosecco bei Erika
Im Spiel gegen Luzern läuft die 83. Minute. Der Winterthurer Captain Granit Lekaj schlägt einen 50-Meter-Pass. Tobias Schättin köpft den Ball im Vollsprint ins Tor. Winterthur gewinnt 2:1, und man hat das Gefühl, dass der Winterthurer Boom noch unendlich lange weitergehen wird. Die Spieler reihen sich vor der Bierkurve auf, gehen in die Knie, und alle tun es ihnen gleich, von den Hardcore-Fans bis zu den Kindern in der Sirupkurve. Dann springen alle auf und singen: «Schützewiese, Schützewiese, hey, hey!»
Fast gleichzeitig werden auch die Absperrungen zu den anderen Sektoren weggeräumt. Die Ultras mit ihren schwarzen Jacken bahnen sich in grossen Gruppen ihren Weg, vorbei an Männern mit Luzern-Schal, die sich vor dem Salon Erika einen Prosecco gönnen. Ein bunter Tross zieht Richtung Libero Bar, in die Stadionbeiz, wo die Musikboxen derart überdreht sind, dass es in den Ohren schmerzt. Irgendwo steht Max Meili, der es mit dem FCW vor rund fünfzig Jahren zweimal in den Cupfinal schaffte. Ein Engländer erzählt jedem, der es hören will, und auch jedem, der es nicht hören will, dass er Winterthur-Fan geworden sei, weil sein Klub, die Doncaster Rovers aus der vierthöchsten englischen Liga, fast das gleiche Trikot trug, und wenn er die Geschichte beendet hat, fängt er einfach wieder von Neuem an. Die Ultras sind längst weitergezogen.
Epilog Dezember 2024 – Die aktuelle, dritte Saison
Im Dezember 2024, an einem Samstag mit grauenhaftem Wetter, spielt der FC Winterthur erneut gegen den FC Luzern. Es ist das letzte Spiel vor der Winterpause. Winterthur steht auf dem zweitletzten Platz, und zum ersten Mal seit dem Aufstieg in die Super League wirkt der Klub ein wenig nervös – nicht so nervös, wie es ein Fussballklub in der höchsten Liga üblicherweise ist, wenn ihm der Abstieg droht, aber trotz allem nervös.
Der FCW führt das Spiel gegen den FC Luzern mit 3:2. Der Rasen ist völlig aufgeweicht vom Regen. Die Trikots der Spieler sind mit dicken Erdflecken übersät. Ein Winterthurer zieht allein auf das Tor der Luzerner zu, verschiesst den Ball aber. Dann schiesst Luzern in der 92. und in der 93. zwei Tore, und Winterthur verliert 3:4. Der Klub fällt auf den letzten Platz in der Liga. Als die Spieler später geknickt übers Feld ziehen, um sich wie immer von den Fans zu verabschieden, gehen sie an der Bierkurve vorbei. Die Ultras sind sauer. Der Capo ist sauer. Er redet auf die Spieler ein, als müssten sie sich vor der Kurve für die Niederlage rechtfertigen.
«Das fanden wir Alten natürlich superdoof», sagt der langjährige Fan Dominik Siegmann, der die Szene beobachtete. Die Pole im neuen FC Winterthur – Spitzenfussball auf der einen und eine verschworene Gemeinschaft, die ein Verliererimage zelebriert, auf der anderen Seite – existieren weiterhin nebeneinander. Ernst versus Spass. In dieser Polarisierung findet sich auch Dominik Siegmann wieder. Die Polarisierung wird den Klub auch in naher Zukunft beschäftigen. «Aber», sagt Siegmann, «alle halten zum FCW.»
DIESER ARTIKEL
erschien zuerst im Fussballmagazin «Zwölf». Für das Coucou wurde er angepasst und aktualisiert.
KEVIN BRÜHLMANN
ist Reporter. Weil sein FC Schaffhausen alles falsch macht, was man als Klub falsch machen kann, beneidet er die Fans auf der Schützenwiese, Ort der besten Fussballgemeinschaft zwischen Livorno und Hamburg.
JULIEN FELBER
ist Fotograf und Journalist aus Winterthur und begleitet den FCW seit zwölf Jahren durch Hochs und Tiefs.