Inhaltsverzeichnis

Mehr Jugend für die Kultur

Von Anna Kunz und Gabriela Maier

Popjournalismus zwischen Mainstream und Nische

Interview mit Journalist Christoph Fellmann von Franz Beidler und Claudio Landolt

Bild auf Bild §19

Bild-Kolumne von Tanja Etzensperger

Aus dem Leben einer Telefonkabine

Von Livia Kozma und Melanie Grauer

Vom Regen in die Traufe

Kolumne «Achterbahn» von Melina Manderine und Lea Reutimann

Grünstadt Winterthur

Kolumne «Zur Grossstadtlage» von Like Mike

Arte e Historia

Kolumne «Über Kunst» von Franca Bernhart

Daheim auf dem Hügelweg

Von Selien Dubach udn Joke Schmidt

Comic Coucousin

Von Samuel Jordi

Integration mit Punnk und Paprika

Von Olivia Staub und Anna Dettwiler

Zwei Seelen in einer Brust

Susan Schoch im Porträt von Luisa Aeberhard und Eva Linder

Der Mythos «General Guisan»

Kolumne «Kuriositäten-Kabinett» von Miguel Garcia und Tobias Garcia

Gedruckt, verglüht und verdampft

Kolumne «Politiksicht» von Pascal Nater

The Big Bangroom

Kolumne «Bild mit Text» von Dania Sulzer

Dichtes Familientreffen

Vorschau auf die 8. Schweizer Slampoetry-Meisterschaften von Jennifer Niedermann und Leonie Herzig

Meister der Intimität

Vorschau auf das Theater Ariane von Lena Zumsteg

Bärlauch Tatziki

Rezept und Interpretation von Fabian Häfeli

Trink mal

Getränketipp und Rezept von Marcel Rubin

Trag mal

Design-Tipps von Géraldine Waespi udn Nicola Bryner

Hör mal

Album-Tipps von der Coucou-Redaktion

Lies mal von delirium

Buch-Tipps von Gian Fermat und Cédric Weidmann

Schau mal

Film-Tipps von Jan-Eric Mack und Giancarlo Corti

Coucou §63 März 18

Page Blanche §63

Page Blanche von Julius Schmidt, Sieben Flüsse, 2017.

 

Am Anfang steht immer ein weisses Blatt Papier, jene provozierende Stille, die durch den ersten schwarzen Punkt, den man auf sie setzt, zum Schweigen gebracht wird. Zieht man den Punkt zur Linie, was wird aus ihm? Der Strich einer Zeichnung oder ein Schriftzeichen? Womöglich beides zugleich, denn, wie Ludwig Fleck schreibt, das Schauen des Einzelnen wird immer durch das Wissen des Kollektivs, von dem er Teil ist, zu einer bestimmten Art des Sehens verwandelt – und nicht wenig dieses Wissens bewahren wir in Texten auf. Was also veranschaulicht eine Poesie, die Bild und Gedicht zugleich ist? Ändert das Wissen, das ich aus dem Gedichttext gewinne, meinen Blick auf das Bild? Ja, aber das ist nur eine Halbwahrheit, denn es ist ebenso das aus den Strichen der Schrift gebildete Bild, das das Verständnis des Textes verändert.

Wie bei einer mehrfachbelichteten Photographie schichten sich die verschiedenen Verständnisse übereinander, erzeugen Konturen, die nur durch diese Schichtung sichtbar werden – und weder dem Bild noch dem Text für sich anhafteten. [...]Die ‹Sieben Flüsse› könnten ebenso siebenhundert sein. Denn welche Namen soll ich ihnen geben? Lesefluss, Blickfluss, Bildfluss, «erwachter Fluss», Rhythmus, Strophe, usf. Das Bild bildet den Text um, der Text überschreibt das Bild, wie die Worte der verschiedenen Strophen einander. Die Vergangenheit spielt mit der Gegenwart – und diese tut jener ein Gleiches. Wo endet die Erinnerung, wo beginnt die Einbildung? War es der Jupiter geweihte Caesar, der durch seine Apotheose Kronos ermordete? Half es dem verbannten Ovid zu schreiben, dass die Tochter Jupiters die Seele Caesars vom Meer dem Himmel entgegentrug? Wie könnte ich das wissen?»

Das antwortete mir Julius Schmidt in einem Brief vom 4. Februar 2018, als ich ihn fragte: «Hast du beim Schreiben von die ‹Sieben Flüsse› an das Siebenstromland gedacht? Und natürlich reihen sich Cäsar und Saturn bei dir in die Reihe der Spiegelungen ein, aber warum beschäftigt dich das Motiv des Vatermordes so?»