Auf einen wiederaufgegossenen Tee

mit Michael Wick

Michael Wick, du hast mit drei weiteren Kernteamler*innen im November den Roto Re-Use-Baumarkt in Hegi eröffnet. Was ist das genau?

Wir sind ein Kompetenzzentrum für zirkuläres Bauen mit dem Re-Use-Baumarkt als Kernstück. Hier finden Privatpersonen und Kleinbetriebe auf knapp 1000 m2 gebrauchte Materialien wie Holz oder Metall, aber auch Bohrmaschinen, Schrauben, Designer-Lampen oder Badzimmerschränke. Hochhäuser können wir noch nicht damit bauen – alles andere schon.


Was macht ihr von Roto Re-Use sonst noch?

Wir helfen bei der Umsetzung von Projekten und beraten unsere Kund*innen. Zudem können in der hauseigenen Schreinerei und Schlosserei unsere gesammelten Materialen auch verarbeiten. Und, für uns sehr wichtig: Wir teilen unser Wissen in Workshops, sei dies mit Student*innen oder in Zukunft auch mit Recyclist*innen, Architekt*innen, Bauingenieur*innen. Denn viele wissen noch nicht, was es braucht, damit eine Wiederverwertung von Bauteilen überhaupt möglich ist.


Woher stammen die Materialen, die ihr verkauft oder wiederverwendet?

Wir werden angefragt von Privaten, aber auch Firmen, Abbruchunternehmen, Bauleiter*innen, Architekt*innen und vor allem deren Auftraggeber. Das Problem ist nicht, Materialen zu finden, sondern diese zu verkaufen respektive loszuwerden. Wir versuchen möglichst unspezifische Bauteile zu demontieren – Massivholz von Holzböden oder Dachstühlen, Geländer, Regenrinnen – und lagern sie im Baumarkt. Vorzugsweise demontieren wir nur bereits verkaufte Teile. Dafür arbeiten wir etwa mit dem Baubüro Insitu, dem Planungsbüro Zirkular GmbH oder der Bauteile-Plattform Salza zusammen, die sich auf das Bauen mit wiederwendbaren Bauteilen spezialisiert haben.

Lohnt es sich, zirkulär zu bauen?

Ökologisch macht es absolut Sinn, denn die Baubranche ist enorm ressourcenintensiv und in der Schweiz für über 80 Prozent aller Abfälle verantwortlich. Das sind umgerechnet 500 Kilogramm Bauabfall pro Sekunde! Zudem bringt ein wiederverwendeter Gegenstand auch immer eine Geschichte mit und gibt dem Gebäude dadurch eine Seele. Ökonomisch lohnt es sich immer öfter.  Ausbau, Transport, Lagerung und Planung sind zwar aufwändig. Denn es ist zurzeit teurer, diese Arbeit zu bezahlen als einfach neue Materialien zu verbauen. Doch es gibt immer mehr Anbieter*innen, sodass die Kosten sinken und die Nachfrage steigt.

Die Erhaltung des Bestands ist dann auch das Schlagwort in der Baubranche. Passieren tut noch wenig. Was braucht es?

Meine Vision ist eine Stadt ohne Bauabfälle. Als erster Schritt könnte die Stadt für alle ihre Immobilien eine Potenzialanalyse machen lassen – ein Inventar mit Bauteilen, die sich zur Wiederverwendung eignen. Diese werden dann konsequent für neue Bauten oder Sanierungen eingeplant. Andere wie die Terresta AG oder eine private Krankenkasse in Winterthur machen das bereits.

 

MICHAEL WICK

Hat 2016 das «Wiederverwerkle» in Töss eröffnet (das bestehen bleibt) und ist in der Schweiz seither einer der Vorreiter im Bereich Wiederverwertung.

 

ANNA KATINKA BERGER

Hat ihre Outdoor-Küche, den neuen Küchenschrank und den zweiten Solardörex mit recycelten Materialien des Baumarkts im Kopf schon fertig gebaut.

 

INFORMATION

Der Roto Re-Use Baumarkt befindet sich an der Rümikerstrasse 43 und hat von Montag bis Freitag jeweils von 9 bis 18 Uhr und am Samstag bis 16 Uhr geöffnet.