Laurids, du bist Mitglied im Verein der jungen Kultur Winterthur und veranstaltest in diesem Zusammenhang auch das Technofestival «INDUSTRIA». Wie genau fördert ihr die Kultur in Winterthur?
LW:«INDUSTRIA» ist als interdisziplinäre Veranstaltungsreihe, als Kollektiv und als Label zu verstehen. Unser Verein schafft ein offenes Netzwerk aus kreativen und freiwilligen Helfer*innen, das eine Plattform für junge Kultur und Kulturschaffende darstellt und sich in Veranstaltungen in und um Winterthur manifestiert. Wir organisieren soziokulturelle, gesellschaftlich-wirksame und politische Veranstaltungen, mit denen wir Winterthurs Kultur- und Musikszene beleben und weiterentwickeln wollen.
Welche Projekte stehen dieses Jahr noch an?
LW: Im kommenden September ist eine weitere Ausgabe des «INDUSTRIA»-Festivals auf dem Merkurplatz (Stadtpark) in Winterthur geplant. Zudem bin ich mit der ehemaligen Co-Clubmanagerin des Zürcher Clubs «Zukunft» dabei, eine Booking-, Event- und Kommunikationsagentur zu gründen, mit welcher wir Künstler*innen professionell unterstützen wollen.
Aktuell lebst du in Berlin. Wie gelingt es dir, die Besonderheiten von Winterthur und Berlin in deinen Projekten miteinander zu verbinden?
LW: Ich sage immer, Winterthur ist ein Stadtteil von Berlin. Der gemeinschaftliche, soziokulturelle und politische Aspekt unserer Veranstaltungen sind Grundprinzipien, die ich in Winterthur gelernt habe. Aber in Berlin, der Hauptstadt des Techno, finde ich aktuell meine Inputs und kann viel Wissen aus der etablierten Szene und den vorhandenen Clubstrukturen ziehen, welches ich dann auf meine Projekte in der Schweiz übertragen kann.
Was macht die Winterthurer Kultur- und Musikszene so besonders?
LW: Winterthurs alternative Szene und Subkultur. So zeigen auch verschiedene Lokale und Veranstaltungen, wie umfassend der Kulturgedanke in dieser Stadt verankert ist. Zum Beispiel das Kraftfeld mit seinem sehr vielfältigen Musikprogramm. Oder die Musikfestwochen, die es jedes Jahr schaffen, während neun Tagen ein Gratisprogramm zu bieten, welches Weltstars mit lokalen Künstler*innen vereint. Dieses Kulturprogramm, das auch mit dem Engagement der Winterthurer Gesellschaft auf die Beine gestellt wird, ist schon einmalig.
Wo möchtest du noch etwas bewirken?
LW: In der Professionalisierung, Förderung und Akzeptanz der Technokultur. Das Tanzfest ist beispielsweise als aktivistisches Format gedacht, mit dem wir Aufmerksamkeit schaffen und gleichzeitig die lokalen Künstler*innen und die nächste Generation motivieren wollen, weiter an ihren Projekten und Visionen zu arbeiten. Es ist zudem auch wichtig, dass in die Kreativwirtschaft investiert wird. Darum haben wir uns überlegt, eine Stiftung zu gründen, mit der wir Gelder für elektronische Musikkünstler*innen sammeln. Solche Strukturen gibt es für Techno oder andere elektronische Musik in der Schweiz noch nicht.
Laurids Wagner ist Eventmanager und lässt sich aktuell in der Technometropole Berlin für sein kulturelles Wirken in der Stadt Winterthur inspirieren.
Susanne Roy studiert Kulturwissenschaft und Literatur, liebt die Welt in Worten und Bildern sowie alles, was mit Fussball und Musik zu tun hat.