Du hast 2021 das Studio «Black Blade» in Winterthur eröffnet. Wie bist du zum Tätowieren gekommen?
NB: Ich habe früher in der Schule immer meine Arme angemalt. Das hat etwas mit mir gemacht. Kunst auf dem Körper statt auf dem Papier – das hat mich schon damals angesprochen. Nach dem gestalterischen Vorkurs an der Schule für Gestaltung in Zürich habe ich mich dann entschieden, keine Lehre zu machen. Ich wollte mich als Künstler selbständig machen. Ich dachte mir, entweder gehe ich unter oder es funktioniert. Und irgendwie hat es funktioniert.
Wie waren deine ersten Stech-Erfahrungen?
NB: Ich habe viel an mir selbst ausprobiert. Fast mein ganzer linker Arm ist voll mit meinen eigenen Tattoos. Zu Beginn habe ich auch Kolleginnen und Kollegen gestochen, gratis. So konnte ich üben. Auch wenn ich jetzt etwas Neues ausprobieren will, gebe ich den Leuten gerne Rabatt. So komme ich an neue Kundschaft heran, auch wenn ich nicht in allem sattelfest bin. Über 3.5 Jahre konnte ich so einen Stamm an Kundinnen und Kunden aufbauen.
Welchen Stil stichst du?
NB: Ich will mich nicht nur auf einen Stil beschränken. Ich glaube, in meiner Entwicklung ist das nicht von Vorteil. Ich sage auch aus Prinzip nie: «Das mache ich nicht, weil ich den Stil nicht mag.» Klar, Spezialisierungen auf einen Stil haben sicher auch einen Qualitätsbeweis. Ich möchte aber Neues dazulernen und mich technisch verbessern. Wenn ich mir aber etwas wirklich nicht zutraue, sage ich natürlich Nein.
Was sind eure Zukunftspläne mit «Black Blade»?
NB: Wir wollen unser Studio international bekannt machen. Einige Künstlerinnen und Künstler haben es geschafft, durch ihren Namen einen gesunden Wettbewerb in der Szene zu schaffen, ohne irgendwelche Preise abgeräumt zu haben oder weil sie einen Promi gestochen haben. Dieses Mainstream-Game möchten wir nicht, wir wollen als Plattform für Qualität dienen. Die richtigen Leute wissen das zu schätzen.
Was tätowierst du am liebsten?
NB: Ich mag es, die Person hinter dem Tattoo kennenzulernen, deswegen steche ich gerne grosse Tattoos, die mehrere Sitzungen verlangen. Dabei erfährt der*die Kund*in auch etwas über mich, und so wird die Erfahrung für alle cooler. Vom Stil her mag ich Surrealismus – der ist technisch schwierig, es ist eine Challenge. Aber daran habe ich Spass.
Und wo lässt du dich selbst tätowieren?
NB: Ich habe nicht nur einen Ort, wo ich hingehe. In Amsterdam zum Beispiel habe ich meinen Kopf tätowieren lassen. Das war eines der schlimmsten Tattoos, das hat sauweh getan. In Zürich gehe ich auch zu jemandem, oder sonst bei Kollegen und Kolleginnen. Eigentlich sammle ich Tattoos von meinen Ikonen in der Szene, da bin ich etwas nerdig unterwegs. Leider habe ich nicht mehr ganz so viel Platz, um alles zu verewigen (lacht).
Alina Kilongan trägt selbst Tinte unter der Haut und vereinbart wohl bald ihren nächsten Tattoo-Termin, wahrscheinlich sogar bei Nils.
Nils Bhend fühlt sich wohler mit 20 Nadeln unter der Haut in einem kleinen Studio als in einem Grossraumbüro.