Mir ist deine unglaubliche Stilvielfalt aufgefallen. Diese geht von expressiven Strichzeichnungen über malerische Werke bis hin zu grafischen Bildern.
Ich probiere gerne aus. Das ist das Schöne bei meiner Arbeit. Wenn ich kann, dann lasse ich mich von dem leiten, wozu ich Lust habe. Manchmal habe ich Lust, digital zu zeichnen. Manchmal habe ich Lust, analog zu zeichnen. Ich ziele auch nicht auf einen einheitlichen Stil. Es muss schliesslich auch nicht immer alles gleich aussehen. Bei den Aufträgen hängt mein Stil aber stark von den Wünschen meiner Kund*innen ab – und von deren Budget.
Technisch bist du ebenfalls sehr vielfältig unterwegs.
Mit Zeichenmaterialien und -techniken experimentiere ich gerne. Wenn ich Lust habe, für ein Projekt mit Holzschnitten zu arbeiten, dann mache ich das. Wenn ich Lust auf Siebdruck habe, arbeite ich mit Siebdruck. Bei einem Auftrag für das Coucou hatte ich Lust, mit Farbstiften zu zeichnen, also habe ich das gemacht.
Dein Vater, Felix Schaad, ist Comiczeichner und Cartoonist. Dein Grossvater, Hans P. Schaad, war Grafiker, Kinderbuchautor und Illustrator. Dein Ur-Grossvater, Hans Schaad, war Maler, Zeichner und Karikaturist. Was bedeutet dies für dich?
Ich finde es sehr spannend, was sie gemacht haben und machen. Inspiration war immer da. Und Unterstützung. Ich sah schon früh, dass Zeichnen auch ein Beruf ist, den man ausüben kann. Es ist möglich und normal, den ganzen Tag lang zu zeichnen. Und das ist das, was ich wollte. Ohne gross darüber nachzudenken, habe ich mich so in die Familientradition eingeschrieben und wurde Zeichnerin in der vierten Generation. Was ich aber anders gemacht habe als meine Vorgänger, ist, dass ich mich nach dem gestalterischen Vorkurs für den Studiengang Animation entschieden habe. Animiert hat keiner der drei Männer.
Du hast Animation studiert, was arbeitest du heute?
Nach dem Studium habe ich 5 Jahre als selbstständige Illustratorin und Animatorin gearbeitet. Seit einem Jahr bin ich Teilzeitangestellte in einem Animationsstudio in Zürich. Da Animationen oft zeitaufwändig sind und viele verschiedene Arbeitsschritte beinhalten, arbeite ich oft im Team. Das gefällt mir sehr. Ich nehme aber nach wie vor Illustrationsaufträge an und habe viele Ideen für eigene Projekte, die ich gerne umsetzen möchte.
Gibt es bestimmte Motive oder Themen, die dich umtreiben?
Am liebsten zeichne ich Figuren und alles, was lebt. Das liegt mir. Hier muss ich mich nicht um perspektivische Korrektheit kümmern, sondern kann frei loslegen und mich von der Zeichnung leiten lassen. Thematisch interessieren mich Alltagsgeschichten, in denen man sich wiedererkennen kann. Aber auch kleine Dinge interessieren mich. Alltägliche Details, die man gerne übersieht.
Zéa Schaad lebt in Zürich und arbeitet als Illustratorin und 2D-Animatorin. Als Mitglied des Verein Comic Panel Winterthur ist sie auch regelmässig in ihrer Heimatstadt Winterthur anzutreffen
Daniel Fehr ist ein Winterthurer Kinderbuchautor und Comic-Fan. Das Interview ist Teil einer Reihe von zehn Gesprächen, die Daniel mit Schweizer Illustrator*innen führte, welche die Ausstellung «Bilderbücher: illustriert & inszeniert» des Gewerbemuseum Winterthur zeichnerisch kommentiert haben oder in ihr ausgestellt wurden. Erstmals wurde das Interview auf dem Blog «Dinge machen» publiziert. Hier erscheint es leicht gekürzt, in voller Länge findest du es unter: www.dinge-machen.gewerbemuseum.ch