Das Stonehenge von Winterthur

Das Stonehenge von Winterthur

Als ich mich nach meinem Sprachaufenthalt in Bristol auf der Suche nach einem neuen Kunstwerk durch den Kunstführer des Online-Portals Edition Winterthur klickte, stach mir sofort die Pavillon-Skulptur ins Auge. «Das Stonehenge von Winterthur», dachte ich mir.

Der Anblick versetzte mich direkt drei Wochen zurück, als ich mit meiner Schwester nach Salisbury fuhr, um eine der bekanntesten und mysteriösesten archäologischen Stätte der Welt anzusehen. Doch statt einem Megalith-Bauwerk aus dem Jahr 3‘000 v. Chr. handelt es sich in Winterthur um eine Granit-Skulptur aus dem Jahr 1997. Und während die Entstehung und der Zweck von Stonehenge bis heute nicht vollständig geklärt sind, verhält sich die Pavillon-Skulptur nicht so geheimnisvoll. Es handelt sich um ein Werk vom Winterthurer Künstler Max Bill und die horizontal positionierten Granitsteine des Kunstwerks werden oft als Sitzgelegenheit genutzt.

 Von Weitem ist die Ähnlichkeit mit Stonehenge nicht zu übersehen: Beide Werke bestehen aus Steinpfeilern, die von Decksteinen verbunden kleine Tore formen. Während Stonehenge jedoch kreisförmig konstruiert ist und aus einer Vielzahl von Steinen besteht, zählt Bills Werk fünf Steinskulpturen, die auf einem rechteckigen Kiesplatz angeordnet sind. Aus der Vogelperspektive erinnert mich Bills Werk aufgrund des geometrischen Grundrisses an Tetris. Tatsächlich spielen alle Werke des Künstlers mit mathematisch-geometrischen Prinzipien, denn Bill war ein Vertreter der Zürcher Schule der Konkreten. Die Konkrete Kunst konzentriert sich auf geometrische Gesetzmässigkeiten wie auch auf das Zusammenspiel von Form und Farbe.

 Der Erfolg mit seinen unzähligen Designobjekten, Gemälden, Plakaten, graphischen Werken, Skulpturen und auch Gebäuden machte ihn zu einem der bedeutendsten Schweizer Künstler*innen des 20. Jahrhunderts. Folglich sind seine Werke nicht nur in Winterthur anzutreffen, sondern beispielsweise auch in Zürich. An der Bahnhofstrasse befindet sich eine weitere Pavillon-Skulptur, die aus mehr Steinen besteht und bereits 1983 entstanden ist. Auch hier wird das kleine Stonehenge als Rastplatz genutzt – und zu Kunst und Sitzgelegenheit sage ich nie Nein.

Das Kunstwerk ist Teil der Kulturvermittlungs-App «Art Catch» von der Stadt Winterthur und kann virtuell erlebt werden.

Chelsea Angel Neuweiler studiert Kunstgeschichte und Germanistik an der Universität Zurich.

Jonas Reolon ist Fotograf und Kameramann aus Winterthur.

Aluminium im Wind
Aluminium im Wind
Artothek

Ein kräftiger Wind weht, es mag ein luftiger, sonniger Frühlingstag sein oder ein stürmischer, bewölkter Herbsttag. Eine Person hat entschieden, dass es der geeignete Tag ist, um einen Drachen…

Versteckte Kunst
Versteckte Kunst
Artothek

Zurück aus meinem Austauschsemester in Rom, waren die ersten Schweizer Stadtstrassen, die ich wieder entlanglief, jene von Winterthur – auf der Suche nach der Lichtinstallation «How are we today» von…

Verbindung zwischen Himmel und Erde
Verbindung zwischen Himmel und Erde
Artothek

Wer schon einmal durch den Friedhof Rosenberg geschlendert ist, hat sich mit grosser Wahrscheinlichkeit irgendwann auf einem Areal wiedergefunden, das den Namen Urnenhain II trägt.

Lebendiges Zimmer
Lebendiges Zimmer
Artothek

Das Zimmer von Monsieur Rouge befindet im Erweiterungsbau der Maurerschule. Für Unwissende ist es eine Herausforderung, das Kunstwerk zu finden.

Stahlplatten des Trostes
Stahlplatten des Trostes
Artothek

Der Vorplatz des Krematoriums auf dem Friedhof Rosenberg präsentiert sich mit imposanten Betonbalken und Stahlplatten. Davon sind jeweils vier Stück oben und unten an der Krematoriumswand angebracht.