Gegenwartskunst und eigene Imagination

Gegenwartskunst und eigene Imagination

«Ist das alles?», war mein erster Gedanke, als ich das Werk des portugiesischen Gegenwartskünstlers Pedro Cabrita Reis sah.

Die elf Meter hohe Leuchtstoffröhre, die sich am Neubau des Kunst Museum Winterthur anlehnt, sorgt zuerst für Verwirrung. Spätestens wenn in der Wiese vor dem Werk die Infotafel mit den Eckdaten entdeckt wird, ist klar: Hierbei handelt es sich um Kunst.

Doch diese erste Verwirrung ist Cabrita Reis‘ eigentliches Ziel: Ein Grossteil seiner Skulpturen hat ein unfertiges Aussehen, das der Künstler absichtlich geschaffen hat und die Betrachter*innen im Unklaren lässt, ob es sich um ein vollendetes Kunstwerk handelt. Auch der Titel «Down Here, Up There» klärt nicht weiter auf, sondern verursacht noch mehr Fragen. Cabrita Reis meidet eine endgültige Interpretation seiner Kunst, sodass die Betrachter*innen die Beziehung zwischen Werk und Titel selbst herausfinden müssen. Dies ist eine Strategie, von der alle seine Werke geprägt sind – so auch jenes in Winterthur.

Die Werke des portugiesischen Künstlers wurden bereits in zahlreichen internationalen Museumssammlungen aufgenommen. Cabrita Reis arbeitet mit einer Vielzahl an Medien wie Malereien, Skulpturen, Fotografien und Zeichnungen, wobei er immer industriell gefertigte und gefundene Materialen verwendet. Diese stammen aus der Umgebung des Künstlers, der in Portugal aufgewachsen ist und bis heute dort lebt. Die Objekte, aus denen seine Werke bestehen, erzählen somit auch immer von den Städten und Landschaften, in denen Cabrita Reis verkehrt. Häufige Motive sind Wände, Fenster, Türen, Treppen, Gärten, Brunnen, Tische, Stuhle, Regale – oder wie in Winterthur: Leuchtstoffröhren. Diese Gegenstände kombiniert er seit 25 Jahren mit universellen Themen wie Architektur und Raum. Mit seiner Lichtinstallation ergänzt er den Neubau des Kunst Museum Winterthur und fängt zusätzlich anhand des Leuchtens die Blicke der Passant*innen ein. Das Licht ist ein häufig verwendetes Element des Künstlers, mit welchem er den Raum teilt und definiert. Mit der senkrechten Leuchtstoffröhre schneidet er den Raum entzwei, doch verbindet anhand des Titels «Down Here, Up There» das «Unten» mit dem «Oben». Cabrita Reis schafft so einen Bezug zwischen Erde und Himmel, worauf jedoch nur mithilfe des Titels zu stossen ist. Dies ist zumindest meine Interpretation – wie sieht deine aus?

Chelsea Angel Neuweiler studiert Kunstgeschichte und Germanistik an der Universität Zurich.

Jonas Reolon ist Fotograf und Kameramann aus Winterthur.

Verbindung zwischen Himmel und Erde
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Lebendiges Zimmer
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Stahlplatten des Trostes
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Eine Bronzeskulptur passend zur Schule
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