Denn als bekannt wurde, dass der elf Meter lange Holzmann aus dem Graben entfernt wird, löste dies bei einem grossen Teil der Bevölkerung Betroffenheit und Unverständnis aus.
Holidi – gebildet aus dem lateinischen «homo lignum diligens» (dt. «der Mensch, der das Holz liebt») – wurde von Göpf Horak entworfen und vom Künstler und Bildhauer Werner Ignaz Jans für die «Lignum», die Dachorganisation der Schweizer Holzwirtschaft, als Spielfigur für Kinder erstellt. Während fast 30 Jahren erfreuten sich sowohl Gross und Klein am inoffiziellen Wahrzeichen der Stadt: Sie turnten darauf herum oder nutzen ihn als Sitzbank für ihre Mittagspause. Holz im Aussenraum ist jedoch nicht für die Ewigkeit gemacht: 2009 wurde Holidi renoviert, doch seine Risse und Runzeln wurden trotzdem immer grösser. Sein Erschaffer Jans meinte dazu: «Jeder muss einmal gehen», er hätte nichts dagegen, wenn Holidi einmal entfernt würde.
Die oben genannte Initiative, lanciert von Vertreter*innen der Piratenpartei, der JSVP und der Jungfreisinnigen, hatte zum Ziel, Holidi nachhaltig zu restaurieren oder für einen gleichwertigen Ersatz im Graben zu sorgen. Im März 2015 wurde die Initiative «Rettet den Holidi» jedoch von Stadt- und Gemeinderat für ungültig erklärt: Der Holzmann sollte noch im selben Jahr definitiv abtransportiert werden; die Nachfolgeskulptur «Plaza», besser bekannt als «Zahnbürsteli», war bereits bestimmt.
Klar war: Der von der Bevölkerung liebgewonnene Holzmann sollte nicht einfach entsorgt, sondern an einem passenden Ort neu platziert werden. Nach ersten Abklärungen des Stadtrats wurde dafür der Friedhof Rosenberg favorisiert, obwohl sich die Initiant*innen einen zugänglicheren Platz gewünscht hätten. Die Abklärungen und die kurz darauf erfolgte Beschädigung – der Verlust seines männlichen Glieds – zeigten jedoch: Der morsche und altersschwache Holidi benötigt keinen prominenten neuen Standort, sondern eine letzte Ruhestätte. Und diese sei ihm gegönnt: An eine Tanne gelehnt schmunzelt er seither Friedhofsbesucher*innen zufrieden entgegen und lehrt sie über die Vergänglichkeit des Lebens.
Zur Autorin: Franca Bernhart hat Kunstgeschichte studiert. Sie arbeitet am Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft und ist Co-Präsidentin der oxyd – Kunsträume
Bild: Jonas Reolon ist freischaffender Kameramann und Fotograf.