Wild

Eines Abends, Ania ist gerade auf dem Heimweg von der Arbeit, bleibt die junge IT-Spezialistin wie angewurzelt stehen: Wenige Meter vor ihr steht ein Wolf, der ihr direkt in die Augen schaut. Fortan ist Ania – verkörpert durch die ebenso ernste wie gefühlvolle Lilith Stangenberg, die für diese grossartige Darbietung für den deutschen Filmpreis nominiert war – besessen von der Idee, die Lebensweise des Tieres zu studieren und sie sich zu eigen zu machen. Nebst der dominanten Lesart von «Wild» als fulminantem, feministischem Schrei nach einem ungezähmten Leben ausserhalb zivilisatorischer Normen gelingt dem Film auch das Kunststück, die symbolische Bedeutung von Dämmerung zu bebildern. Wenn es Ania «dämmert», dann, weil sich ihr eintöniger Büro-Alltag nach ihrer schicksalshaften Begegnung als Sackgasse erweist.«Visuell sind die ersten Szenen trist und düster, Ania steht ständig im Schatten oder draussen im strömenden Regen. Sie gehört nie richtig dazu – im Büro, wo sie beflissen Kaffee für den Chef kocht – und hat ausser halbherzigem Kontakt mit ihrer Schwester und der Sorge um ihren Grossvater im Krankenhaus kaum ein Sozialleben.» (Allan Hunter, Screen Daily, 25.1.2016, übersetzt von Virginia Rusch)So entspinnt sich auch mittels Beleuchtung, die im Laufe des Films in Momenten des direkten Kontakts zwischen Ania und dem Wolf auch in kräftigem Lila des Sonnenaufgangs strahlt, eine veritable Mensch-Tier-Romanze.